Gestern wurde das neueste Wartungsupdate von openSUSE Leap 42.3 veröffentlicht. Den Zeitplan hatte man wohl ein bisschen vorverlegt um mit SLE Schritt zu halten, da Leap-Versionen eigentlich im Jahrestakt geplant waren und man die letzte Version 42.2 erst im vergangenen November veröffentlichte. Die Version 42.2 ist somit eine Aktualisierungsversion des LTS-Zweiges. Bedingt durch den Charakter als Minorversion sind keine größeren Änderungen zu erwarten, sondern vor allem Produktpflege im Detail.
Die openSUSE Leap-Version leitete 2015 eine neue Ära bei openSUSE ein. Nach der Aufspaltung der Entwicklung in eine Rolling Release-Variante Tumbleweed folgte die stabile LTS-Version Leap. Die Basis von Leap bilden Pakete aus SUSE Linux Enterprise (SLE), die durch aktuelle Pakete aus dem Tumbleweed-Zweig ergänzt werden. Diese Ergänzungen müssen jedoch einzeln von openSUSE-Maintainern vorgenommen werden, weshalb im Entwicklungsprozess keine ungewarteten Pakete über einen Automatismus nach Leap migriert wurden. Eine Prämisse für die Minorversehen besteht unter anderem darin einen funktionsfähigen Upgradepfad zu garantieren, weshalb Leap kein Klon des aktuellen Tumbleweed-Standes ist.
Basis-Versionen
Leap 42.3 basiert auf dem aktuellen Service Pack 3 (SP3) für SLE 12. Den stärkeren Fokus auf Produktpflege kann man unter anderem darin feststellen, dass die Kernel- und Desktopversionen im Vergleich zu 42.2 stabil gehalten wurden. Dies ist möglich, da man vorausschauend auf die LTS-Versionen gesetzt hatte. OpenSUSE Leap 42.3 liefert somit immer noch Kernel 4.4, den KDE Desktop Plasma in Version 5.8 und GNOME in Version 3.20 aus.
Veränderungen
Aktualisierungen hat das openSUSE-Team vor allem bei den Programmen für den Endanwender vorgenommen. Die KDE Applications wurden beispielsweise auf 17.04 aktualisiert und LibreOffice liegt in der aktuellen Version 5.3 bei. Größere Brüche sind hier aber nicht zu verzeichnen.
Installation und Upgrade
Die Installationsroutine wurde lediglich minimal angepasst. Im Bereich der Desktopauswahl ist es nun einfacher alternative Umgebungen wie MATE oder Xfce auszuwählen. Nach wie vor setzt openSUSE nicht darauf einfach ein Live-System auf die Festplatte zu übertragen, wie dies z.B. Ubuntu macht, sondern setzt eine vollwertige Installationsroutine ein. Das bietet dem Anwender die volle Freiheit, erfordert aber manchmal ein wenig Wissen. Anwender mit wenig Erfahrung sind jedoch nicht schlecht damit bedient, einfach die ausgewählten Voreinstellungen zu bestätigen. OpenSUSE richtet dann eine Root-Partition mit Btrfs, sowie – eine entsprechende Festplattengröße vorausgesetzt – eine Home-Partition mit XFS ein. Sofern gewünscht kann auch mit wenigen Mausklicks eine verschlüsselte LVM-Partitionierung gewählt werden.
Die Aktualisierung von einer bestehenden 42.2 Installation gestaltete sich in einem lokalen Test problemlos, was nicht zuletzt auf die geringen Änderungen im Basisbereich von Kernel, systemd und Plasma-Desktop zurückzuführen ist.
Fazit
Bei openSUSE wird Produktpflege noch groß geschrieben. Man hat sich für den Leap-Zweig vorgenommen eine richtige LTS-Distribution zu entwickeln und beweist mit 42.3, dass man es ernst meint. Während Basissystem und Desktop lediglich gepflegt werden, bekommt das Nutzer im Anwendungsbereich die aktuellen Neuerungen serviert und muss somit nicht Jahre hinter der allgemeinen Entwicklung her hinken. Diese sinnvolle Aufweichung der stabilen Entwicklungsprinzipien konnte man zuletzt auch bei RHEL beobachten.
OpenSUSE ist auf dem Desktop inzwischen absolut zu empfehlen und auch im stabilen Langzeiteinsatz eine ernstzunehmende Alternative zu Ubuntu & Co. Vor allem im KDE-Bereich gibt es kaum noch ernst zu nehmende Alternativen außerhalb des Rolling-Release-Sektors.
Leider sind die Produktzyklen immer noch nicht ganz planbar. Die Veröffentlichung von 42.3 kam für Außenstehende doch recht überraschend, da openSUSE-Releases sonst traditionell im Herbst erfolgen.
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