Linux ist in diesem Blog ein sehr präsentes Thema, dies ist vor allem bedingt durch die Tatsache, dass es eine gute Ausgangsbasis für weitergehende Maßnahmen zu Datenschutz und Datensicherheit ist. Dem eigentlichen Thema dieser Seite. Gegenwärtig wird die Rubrik zur verschlüsselten E-Mail Kommunikation überarbeitet und an die Gegebenheiten des Jahres 2016 angepasst. Verschlüsselung mit OpenPGP und S/MIME, sowie möglicherweise mehreren E-Mail Adressen verlangt eine ausgefeilte Schlüssel- und Mailverwaltung. Es ist zwar theoretisch möglich dies auch mittels Browser-Addons im Webmailer zu erledigen, aber hier stößt man schnell an Grenzen – und seien es auch nur die Grenzen der Bequemlichkeit.
Diese Anleitungen zur Verschlüsselung stehen deshalb in einem Missverhältnis zur postulierten „Wahrheit“, nach der separate E-Mail Programme kaum noch Anwender haben und mittelfristig aussterben. Diese, auf vielen Tech-Blog verbreitete, Behauptung teilt nun scheinbar auch Mozilla. Allerdings stand in einem interessanten Zusammenhang zu dieser Meldung die Verkündigung eines neuen Nutzerrekords, nach dem täglich 10 Mio. Instanzen von Thunderbird benutzt werden. Dennoch bleibt die Frage, ob die Mailverschlüsselung überhaupt noch eine Zukunft hat, die über eine Mini-Nische hinausgeht, wenn dezidierte E-Mailp Programme flächendeckend durch Webmail abgelöst wurden.
Nutzungszahlen sind immer ein Problem. Kommerzielle Programme und Betriebssysteme haben Verkaufszahlen, aber gerade im Bereich der E-Mail Programme spielen kostenlose (Freeware) und freie (Open Source) Programme eine maßgebliche Rolle. Während es für Windows überhaupt keine Nutzerzahlen gibt, haben Ubuntu und Debian den Popularity Contest (popcon), der zumindest einen Eindruck der aktuellen Installationen vermittelt.
Debian Popularity Contest
Dieser Artikel bezieht Thunderbird (bsw. Icedove unter Debian), Evolution, KMail und Claws Mail ein. Hierdurch sind die am weiteste verbreiteten Mailprogramme unter Linux einbezogen, wenngleich es daneben noch viele Spartenprogramme gibt.
Im Debian PopCon kann eine prozentuale Auswertung gewählt werde, die in diesem Zusammenhang mehr Sinn ergibt, da eine allgemeine Zunahme der Debian-Verbreitung bzw. mehr Teilnehmer am PopCon herausgerechnet werden.
Hinweis: Die hier gezeigten Grafiken entstammen dem Debian PopCon und unterliegen der Lizenz der Debian Webseiten / GPL2
Ubuntu Popularity Contest
Der Ubuntu PopCon liefert bedauerlicherweise keine derartige grafische Darstellung über einen langen Zeitraum, wohl aber die gegenwärtigen Installationszahlen. Als Vergleichsmaßstab wird hier die Zahl der PopCon-Installation des Unity-Desktops aufgeführt.
- Thunderbird: 1 106 897
- Evolution: 1 821 671
- KMail: 358 256
- Claws Mail: 23 562
- Unity: 1 997 655
Kommentar
Aussagekrätiger sind die Debian-Zahlen, wenngleich Ubuntu die deutlich größere Basis hat. Der extrem deutliche Rückgang von KMail ist sehr überraschend, spiegelt aber den katastrophalen Zustand der KDEPIM-Suite in den vergangenen Jahren wider. Die Installationszahlen KDE-zentrierter Distributionen wie openSUSE wären hier interessant, liegen aber nicht vor. Ansonsten sind die Zahlen rückläufig, allerdings nicht so dramatisch, wie dies suggeriert wird. Viele Installationen verfügen immer noch über ein installiertes E-Mail Programm.
Dem gegenüber steht aber, dass die reinen Installationszahlen nichts über die Nutzung aussagen, zumal ein E-Mail Programm in der Regel zum Standardumfang einer Installation gehört. Dieses Dilemma lässt sich zur Zeit leider nicht lösen.
Die Zahlenbasis ist leider äußerst problematisch. Debian und Ubuntu decken zwar einen großen Teil des Linuxdesktop-Bereiches ab, allerdings ist die Teilnahme am Popularity Contest optional und es werden nicht alle Installation erfasst. Für den Gesamtmarkt der PC und Notebook-Installationen spielt Linux nahezu keine Rolle, für Windows und MacOSX liegen leider keine vergleichbaren Zahlen vor.
Die Apologeten eines reinen Webmail-Trends haben aber genauso wenige Zahlen zur Verfügung, weshalb sie nur eine subjektive Wahrnehmung wiedergeben.