Anfang Oktober wurde ich darum gebeten Linux auf einem Privatnotebook einzurichten. Obwohl ich grundsätzlich nicht missioniere und im Familien- und Freundeskreis auch für Windows- und macOS-Probleme zur Verfügung stehe, freut man sich darüber doch sehr. Manchmal unterschätzt man auch sehr gut bekannte Menschen immer wieder. Ich persönlich hätte MATE oder Xfce der Einfachheit halber empfohlen, nach einem Livetest mit 7 Live-Medien (Ubuntu Derivate / Desktopumgebungen – Eine Übersicht) stand fest, dass es Plasma werden sollte. Die klassiche, windowsnahe Bedienung siegt über die verwirrenden Einstellungsmöglichkeiten.
Lediglich die Wahl der Distribution übernahm ich selbst, da bereit die Erklärung des Distributions-Konzepts den Betroffenen mehr verwirrte als aufklärte. Oktober in einem ungeraden Jahr ist natürlich ein undankbarer Zeitpunkt. Die nächste LTS von Ubuntu steht kurz vor der Tür und die letzte ist bereis stark abgehangen. Außerdem war Kubuntu 16.04 kein Aushängeschild – weder für Kubuntu, noch für KDE. Meine letzten Erfahrungen mit dem KDE-Support bei Debian waren auch eher durchwachsen, daher beschloss ich erstmalig openSUSE Leap (openSUSE Leap 42.3 im Test) bei besagtem Dritten einzusetzen.
Um Treiber brauchte man sich keine Gedanken zu machen, da das System absolute Massenware ist. Core i5 CPU einer älteren Generation, Realtek LAN und Audio und eine NVIDIA Geforce 320M. Das funktioniert mit allen Linux-Distributionen seit Jahren. Allerdings braucht es für NVIDIA immer noch eine Fremdquelle und openSUSE verweigert sich weiter DKMS.
Das System ist für den recht rudimentären Privateinsatz konfiguriert. Neben der Plasma-Oberfläche und zugehörigen Programmen (Dolphin, Okular, Gwenview) kommen noch Firefox als Browser und LibreOffice für einfache Office-Tätigkeiten zum Einsatz. Das einzige Wagnis bestand im Einsatz von KMail als primärer Mailclient. Hinzu kommt noch VLC für die üblichen Multimedia-Aufgaben.
Die Besonderheit bei diesem System liegt darin, dass es weitestgehend auf „Autopilot“ eingerichtet ist. Systempflege durch den Anwender ist absolut nicht vorgesehen.
- Updates werden automatisch eingespielt
- Btrfs-Snapshots werden vor einem Update angelegt und regelmäßig aufgeräumt.
- Snapshots des Daten-Subvolumes werden täglich angelegt und wieder aufgeräumt.
- Die letzten drei Kernelversionen sind installiert
Nach drei Monaten im vollkommen problemlosen Einsatz muss das Experiment als absolut geglückt gelten. OpenSUSE Leap ist mit Plasma LTS absolut stabil und Updates verursachen keine Probleme. Die vollautomatischen Btrfs-Snapshots als Notanker kamen bisher nicht einmal zum Einsatz. Hervorragend ist auch die eher konservative Softwareauswahl von openSUSE. So ist beispielsweise die ESR-Version von Firefox enthalten, was ständige Funktionsupdates vermeidet.
Eines ist sicher: Mit Kubuntu wäre das problematischer gewesen. Hier läuft durch die relativ häufigen Kernel-Updates irgendwann die /boot-Partition voll und Btrfs-Snapshots lassen sich nicht so leicht automatisieren wie bei openSUSE. Ebenso wäre Firefox Quantum durch den Anwender höchstwahrscheinlich als „Fehler“ eingestuft worden.
Die einzige spannende Frage ist das Distributionsupgrade auf openSUSE Leap 15 im kommenden Jahr.