Neben vielen proprietären NAS-Lösungen gibt es auch Betriebssysteme für Eigenbau-Lösungen. Einer der wenigen Bereiche in dem BSD-basierte Lösungen zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung einen großen Raum einnehmen und mit ZFS auch eine unbestreitbare Stärke ausspielen. Hinzu kommt eine leicht bedienbare Oberfläche, die keine tiefgreifenden Kenntnisse der Kommandozeilenbefehle erfordert.
Prinzipiell benötigt man kein spezielles NAS-System um einen Heimnetzspeicher aufzusetzen. Mit ein bisschen Zeit und der Bereitschaft sich in diverse Bereiche einzulesen, lässt sich jede Linux-Distribution zu einem NAS aus-/umbauen. Die NAS-Systeme verpacken die vielen Funktionen jedoch unter einer leicht verständlichen Oberfläche und sprechen damit vor allem nicht so erfahrene Benutzer an.
OpenMediaVault (NAS/Heimserver für GUI-Liebhaber – openmediavault) ist im Linux-Bereich das bekannteste NAS-OS und letztlich nur ein Aufsatz für Debian. Hier liegt auch das größte Problem: Bedingt durch die recht geringe Entwicklerzahl hinkt man dem eh schon behäbigen Debianprojekt noch ordentlich hinterher. OMV 3 ist noch nicht mal veröffentlicht, basiert aber noch auf Debian 8, das demnächst zu oldstable wird.
Ein guter Grund um bei einer Neueinrichtung des Systems einen Blick über den Tellerrand zu wagen und das – als professionell und kompliziert gleichermaßen bekannte – FreeBSD-basierte FreeNAS auszuprobieren. Nachdem FreeNAS 10 „Corral“ heftige Kritik nach der Veröffentlichung aushalten musste und man es schnell zur Technologievorschau herab stufte, hat die Firma hinter FreeNAS, iXsystems, das Kunststück fertig gebracht gleichzeitig einen Schritt vor und zurück zu machen. Das in der RC-Phase befindliche FreeNAS 11 knüpft an FreeNAS 9 an und ist keine Weiterentwicklung von Corral, aktualisiert aber den FreeBSD-Unterbau auf die Version 11.
Für Produktivsystem mag eine RC zu früh sein, zum experimentieren schien es jedoch ausreichend stabil.
Installation
Die Installation ist absolut einfach – man muss jedoch einige grundlegende Unterschiede berücksichtigen. Das ISO-Abbild kann mit einem Tool der Wahl, z.B. dd, auf einen USB-Stick gebracht werden. Bei der Installation darf man abgesehen vom root-Kenntwort und dem Speicherort keine Entscheidungen treffen.
Insbesondere letzteres unterscheidet sich jedoch von dem Partitionierungsschema gängiger Linux-Distributionen. Das Installationsziel steht nämlich nicht als Speichermedium im späteren System zur Verfügung. Es wird daher empfohlen das System auf einen USB-Stick zu installieren, der permanent an das NAS angeschlossen ist. Größter Vorteil dieser Methode: Bei einem Systemfehler muss nur ein neuer Stick eingerichtet, die Daten auf dem NAS jedoch nicht berührt werden.
FreeNAS ist nichts für sehr schwachbrüstige Systeme. Vor allem sollte es genug Arbeitsspeicher geben, als Minimum werden 8 GB angegeben.
Konfiguration
Oberfläche
Nach der Installation und dem obligatorischen Neustart steht die Verwaltungsoberfläche von FreeNAS unter der IP-Adresse des Systems zur Verfügung.
Die Konfiguration ist weitestgehend selbsterklärend. Hilfreiche Tooltips unterstützen den unerfahrenen Anwender. Vom eigentlichen Unterbau bekommt man überraschend wenig zu sehen und das System macht einen stabilen Eindruck.
Freigaben
Unter Freigaben lassen sich klassischen AFP (Apple), NFS, SMB und WebDAV-Freigaben einrichten. Mit diesen vier Typen sollten die allermeisten Anwendungsfälle abgedeckt sein und die Einrichtung verläuft geradezu kinderleicht.
Mit wenigen Mausklicks ist eine AFP-Freigabe eingerichtet, die für Time Machine zur Verfügung steht. Es müssen keine zusätzlichen Konfigurationsschritte mit Netatalk etc. absolviert werden, wie unter sie unter Linux notwendig sind.
Speicher
Im Abschnitt Speicher erfolgt die Verwaltung des ZFS-Dateisystems. Die Oberfläche hält erstaunlich gut die Balance zwischen der Zugänglichkeit vieler Optionen dieses mächtigen Systems und einer selbsterklärenden Bedienung. Der wenig erfahrene Benutzer muss kaum was machen, kann aber bei Bedarf viele Einstellungen vornehmen.
Je nach Anzahl der Festplatten lässt sich mit ZFS problemlos ein RAID-System aufsetzen oder Daten zwischen zwei Festplatten spiegeln. Volumenmanagement ist ebenso enthalten.
Insbesondere regelmäßige Snapshots sind ein Punkt den man sich angucken sollte. Wer unter Linux viel mit Btrfs gearbeitet hat, kennt die grundlegenden Funktionsweisen bereits.
Regelmäßige Scrubs überprüfen die Dateisystemintegrität und warnen frühzeitig vor Problemen. Das gleiche gilt für den S.M.A.R.T Status der Festplatten, über den sich der Administrator auch per Mail benachrichtigen lassen kann.
Erweiterungen
Neben den klassischen Speicherfunktionen eines NAS lässt sich FreeNAS auch mit vielen Erweiterungen ergänzen. Besonders praktisch hier own-/Nextcloud, welche allerdings (noch?) in den veralteten Versionen 9 respektive 10 vorliegen. Die Erweiterungen sind allerdings noch für FreeNAS 9, weshalb man hier demnächst eine Versionsanpassung erwarten darf.
Erweiterungen installiert FreeNAS in einem so genannten Jail. Dabei handelt es sich um ein von FreeBSD übernommenes Konzept, bei dem Anwendungen quasi in einer virtuellen Umgebung und damit isoliert vom Rest des Systems laufen.
Zusammengefasst
FreeNAS ist ein ziemlich mächtiges System, mit dem sich alle erdenklichen NAS-Anforderungen realisieren lassen. Lediglich ein Bruchteil konnte hier angerissen werden. Das System ist für den Linux-Anwender aber ungewohnt, insbesondere das Userland unter SSH unterscheidet sich stark von den meisten Linux-Distributionen. Dafür macht FreeNAS gegenüber dem konkurrierenden OpenMediaVault einen viel ausgereifteren Eindruck, Stabilitätsprobleme fielen keine auf und die Erweiterungskonzept wirkt deutlich ausgereifter als das OMV-Äquivalent, das letztlich nur auf Metapaketen für Debian basiert.