Der Dienst Volksverschlüsselung wird zum 31. Januar 2026 eingestellt. Der vom Fraunhofer SIT bot unter dem Label einen Dienst für X.509-Zertifikate inklusive einer Einrichtungshilfe für Outlook und Thunderbird.
Die Volksverschlüsselungssoftware bot die Möglichkeit, sich mit dem elektronischen Personalausweis zu identifizieren und darüber Zertifikate zu beziehen und zu aktualisieren. Die Software selbst stand nur für Windows zur Verfügung, die Zertifikate waren aber exportierbar und konnten entsprechend in allen anderen S/MIME-fähigen Systemen verwendet werden. In der Praxis waren die Nutzungszahlen ähnlich wie bei E-Mail-Verschlüsselung allgemein wohl sehr gering. Im Alltag begegnen mit persönlich nur DFN-Zertifikate. Volksverschlüsselung war allenfalls vom Namen ein Begriff. Das mag aber auch an meiner macOS/Linux-Brille liegen.
Es gab die übliche Kritik. Zum einen wurde der Dualismus mit PGP kritisiert. Ich persönlich attestiere nur S/MIME eine mittelfristige Daseinsberechtigung im E-Mail-Bereich, da X.509-Zertifikate wenigstens in der professionellen Kommunikation eine relevante Verbreitung haben. Hinzu kamen die immanenten Probleme jeder E-Mail-Verschlüsselung. Sie ist anfällig für Bedienfehler, schützt die Metadaten nicht, lässt sich in manchen Programmen optisch fälschen, Signaturendiebstahl ist möglich und es gibt nicht ausreichend Warnhinweise etc. pp.
Verschlüsselte Kommunikation hat sich längst in besser abgesicherte Messenger wie Signal verlagert. Wer ein extrem hohes Schutzbedürfnis hat, wird Briar oder ähnliche Sonderlösungen nutzen. E-Mails werden auf absehbare Zeit überdauern, da sie die Post quasi abgelöst haben. Jeder ist per Mail erreichbar, allen technischen Defiziten zum Trotz. Die E-Mail-Verschlüsselung hat jedoch ausgedient. Sofern man das bei einer Lösung, die nie über eine extrem kleine Nische hinauskam, überhaupt sagen darf.