In letzter Zeit läuft eine etwas seltsame Kampagne gegen DuckDuckGo. Da wird viel zusammen geschmissen, einmal kräftig durch geschüttelt und am Ende soll DuckDuckGo nicht mehr vertrauenswürdig sein. Meiner Meinung nach sind vor allem die Antreiber hinter dieser Kampagne nicht vertrauenswürdig.
Die meisten verbinden mit DuckDuckGo die bekannte Suchmaschine. Dabei handelt es sich um die vielleicht erfolgreichste Google-Alternative. Im Gegensatz zu anderen alternativen Suchmaschinen hat man es immerhin in die Auswahllisten von Firefox oder Apple geschafft. Neben der Suchmaschine startete die Firma hinter DuckDuckGo jüngst noch einige weitere Dienste und Anwendungen, die mit Privatsphäre beworben werden. Dazu zählen ein Firefox-Addon und ein sogenannter Privacy Browser für iOS und Android.
Mike Kuketz fand in seiner Browser-Serie vor einem Jahr „heraus“, dass einige Seiten auf einer Whitelist stehen und nicht blockiert werden. Dann gab es das mittlerweile übliche Spiel mit Anfragen und offen gelegten Antworten etc. Danach war knapp ein Jahr Ruhe – bis Zach Edwards das Thema auf Twitter in einem langen Thread thematisierte.
Solche öffentlichkeitswirksamen Sachen sind natürlich wichtig als Werbung für Freelancer im Security-Bereich. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten. Auch wenn das den Fakten natürlich keinen Abbruch tut.
Heise brachte dann eine Meldung über die Erkenntnisse von Zach Edwards. Während jener aber klar vom Browser schrieb, verwischt die Heise-Meldung die Grenzen zwischen Suchmaschine und den anderen Anwendungen. Hängen bleiben sollte wohl irgendwas mit Tracking (die Ironie, dass ublock bei mir eine zweistellige Tracker-Anzahl bei Heise anzeigt, lasse ich hier mal beiseite) Mike Kuketz verwies dann auf Mastodon auf seine eigenen Artikel und den Heise-Bericht (aber nicht auf Zach Edwards) und Verband es mit der Aussage, er würde DuckDuckGo schon lange nicht mehr vertrauen. Damit war das Thema endgültig wieder in der deutschsprachigen Privacy-Bubble.
Wenn man versucht das ganze Thema auseinanderzunehmen wird es leider deutlich komplizierter. Hilfreich ist die Erklärung des DuckDuckGo CEO auf Reddit. Der stellt erst einmal klar, es geht nicht um die Suchmaschine, es geht um den Browser. Konnte man sich denken, haben aber viele gekonnt verwischt. Danach gibt es viele Erklärungen, bis es zum Punkt kommt. DuckDuckGo kooperiert mit Bing und hat deshalb vertragliche Vereinbarungen mit Microsoft. Diese beinhalten Tracking-Ausnahmen im DuckDuckGo-Produkt Browser, aber nicht in der Suche. Das Browser-Problem versucht man ein bisschen abzufangen, aber kann es nicht völlig verhindern.
Dazu muss man nämlich wissen, dass es eigentlich nur noch zwei unabhängige Suchmaschinen gibt. Google und Bing. Alle anderen basieren zumindest teilweise auf deren Daten. Startpage ist ein Proxy für Google, Qwant setzt auf Bing, MetaGer auf verschiedene Anbieter, searx ist quasi ein „Piratenprodukt“, das verschiedene Suchmaschinen anzapft und deshalb häufiger blockiert wird usw. usf. Ich behaupte, derjenige, der glaubt, nur DuckDuckGo hätte dazu vertragliche Vereinbarungen abschließen müssen, ist ein Narr. Manche Produkte laufen unter dem Radar, aber wenn etwas in größerem Maßstab betrieben wird, gibt es vertragliche Absprachen.
Das ganze Thema ist nicht schön, Tracking-Ausnahmen in einem Browser, der mit Privatsphäre wirbt, kein feiner Zug. Das soll hier überhaupt nicht in Abrede gestellt werden. Kein feiner Zug ist aber auch etwas, das ich als Kampagne sehe, in der gegen eine Marke geschossen wird und – ich behaupte durchaus bewusst – die Grenzen zwischen den Produkten verwischt werden, um allgemeines Misstrauen zu säen und damit Klicks und Einnahmen zu generieren.
Kurzum: Man kann die Suchmaschine DuckDuckGo auch weiter nutzen. Ich verwende sie immer noch als Standard, aber setze je nach Suche durchaus auf verschiedene Anbieter und vertraue nicht den Ergebnissen einer einzigen Suchmaschine. DuckDuckGo ist nicht besser oder schlechter als andere alternative Suchmaschinen.
Gab es nicht auch Berichte darüber, dass DuckDuckGo aktiv Webseiten aus dem Index entfernt in Bezug auf YT-DL? Das ist passiert wegen den Bing Verträgen? Oder ist es gar nicht passiert, also ne Falschmeldung?
Mich stören Suchmaschinen die aktiv Inhalte entfernen am Meisten, ganz egal welche Art Inhalte es sind.
Jede Suchmaschine kuratiert die Ergebnisse. Sei es durch Löschung (z. B. auch aufgrund von Gesetzen) oder durch Priorisierung. Was ganz hinten landet, ist ja quasi gelöscht. Eine neutrale Suchmaschine ist Illusion.
Ja da gebe ich dir recht. Doch politisch motivierte Resultat Anpassungen sind aus meiner Sicht eine Art Zensur. War da DuckDuckGo nicht auch deswegen in den Medien?
Definiere bitte „politisch motiviert“. Alle Löschungen aufgrund von Gesetzen sind doch letztlich „politisch motiviert“.
Vorauseilender Gehorsam meine ich. Entfernen von z.B. prorussischen Seiten bzgl. Ukraine Konflikt obwohl es kein Gesetz dazu gibt, oder entfernen/depriorisieren von Resultaten zu den üblichen Schwurbler Themen wie Flat Earth, Covid, Homöopathie, etc usw. Aus meiner Sicht ist das moderne Zensur, und ich bin nicht sicher wieviel DuckDuckGo dabei mitmacht.
Das ist ein komplexes Thema, denn ohne Priorisierung kommt man nicht zu guten (im Sinne von, was der Nutzer sucht) Resultaten. Also muss ich depriorisieren, was der Nutzer vermutlich nicht sucht. Das sind dann tendenziell abseitige Informationen. Dahinter würde ich nicht unbedingt immer vorauseilenden Gehorsam sehen.
Wie gesagt, neutrale Suchergebnisse kann es nicht geben. Das wäre jedenfalls die ineffektivste Suche aller Zeiten, weil sie alle gefundenen Ergebnisse streng nach Alter oder Alphabet auflisten müsste.
Für eine ethische Suchmaschine ist das Löschen von bestimmten Beiträgen, unabhängig von Gesetzen, mMn schlicht unabdingbar. Ich hatte vor einer Weile mal eine Suchanfrage zu einem medizinischen Thema bei Duckduckgo ausgeführt und war schockiert, wieviele „alternative“ Quacksalberlinks da relativ weit oben waren, bevor überhaupt etwas Sinnvolles angezeigt wurde. So etwas kann im Endeffekt, wenn uninformierte Leute so einem Kram vertrauen, schlicht und einfach Menschenleben kosten. Und niemand von uns ist Experte in allen Gebieten und vollends medienkompetent.
Wenn sich duckduckgo jetzt also auf die Fahne geschrieben hat, Desinformation und Antifaktisches, Coronaschwurbelei und Verschwöringsmüll zu entfernen, ist das mMn vor allem ein längst überfälliger Schritt. Niemand profitiert letztendlich von der Menge an Falschinformationen, die im Netz bewusst gestreut werden. So etwas ist hochtoxisch und das mit Meinungsfreiheit zu vermengen brandgefährlich. Weil Meinung und Fakten nun einmal zwei verschiedene Dinge sind.
Meines wissens war hier das problem das bing die ergebnisse entfernt hatte und duckduckgo die deswegen nicht finden konnte.
Es gibt inzwischen ein paar andere Suchmaschinen mit eigenem Index, unter anderem Brave Search.
Ich stimme in Teilen zu. Jedoch vermisse ich eine Erklärung, wo die hier kritisierte „Kampagne“ herkommen soll.
Ein Sicherheitsforscher findet was interessantes (und versucht sich selbst ins Gespräch zu bringen), dann fängt die mediale Klick-Kampagne an zu laufen bis die Fakten völlig verfremdet sind, ein weiterer „Sicherheitsforscher“ greift das auf und gibt seinen Senf dazu, die mediale Kampagne macht eine zweite Schleife und am Ende klebt am Markennamen DuckDuckGo irgendwie Tracking, obwohl es eigentlich „nur“ um den Browser geht.
Gerrit hat es in seinem Artikel ja schon trefflich geschrieben: Es ist wichtig, dass man mehrere Suchmaschinen verwendet. Nur so hat man die Möglichkeit, einen „Rundumblick“ auf möglichst viele Websites zu einem bestimmten Suchbegriff zu erhalten. DuckDuckGo nutze ich ebenso gerne wie StartPage.
Danke für den Artikel. Fakt ist nun einmal leider, dass das Bereitstellen eines kompetitiven Suchindexes, einer Browserengine etc kaum zu bewältigen ist, da sich die Kosten dafür in astronomischen Bereich abspielen. Und solange die Mehrheit der Leute freie Software für komplett umsonst erwartet, sind Akteure wie Mozilla oder Duckduckgo, die halt versuchen ein zumindest halbwegs privatsphärefreundliches Produkt aufzustellen aber sich letztendlich zumindest teilweise die Hände schmutzig machen, vielleicht das Beste, was sir erwarten können. Zumindest die Suchmaschine ist noch frei von Trackern und zumindest lässt sich der Firefox auch ohne Fork noch recht datenschutzfreundlich konfigurieren.
Das bedeutet aber natürlich im Umkehrschluss, dass solche Konzerne von Kritik frei sein dürfen, wenn sie ein Opt-Out statt Opt-In Mechanismus umsetzen oder vertraglich gebunden sind, einige Tracker zu erlauben, dass aber erst im Nachhinein transparent erklären.
Man sollte halt versuchen, die Angelegenheiten dem Sachstand nach zu bewerten und nicht in ideologidche Schwarz-Weiß-Denke zu verfallen.