Vor wenigen Monaten erregte WhatsApp bzw. Facebook wieder einmal die Gemüter. Anlass war der neuerliche Anlauf, über neue Nutzungsbedingungen Daten stärker zu verwerten.
Im Unterschied zu früheren Stürmen im WasserTwitter-Glas gab es dieses Mal merkbare Effekte. Ich schrieb bereits damals darüber. Die Zahl meiner Signal-Kontakte stieg deutlich an und dabei handelte es sich nicht um die üblichen Verdächtigen.
Die Episode zeigt aber auch, wie kurz die Zeitfenster solcher Ereignisse sind. Fast alle meine Kontakte wechselten binnen 7-14 Tagen auf Signal. Von einigen Nachzüglern abgesehen, die vermutlich später unter dem Druck irgendeiner umgezogenen Gruppe doch noch nachzogen, ebbte das Phänomen schnell wieder ab. Wer also auf dem Höhepunkt einer Medienberichterstattung nicht in die Initiative ergreift, verpasst schnell den Zeitpunkt, an dem andere wechselwillig sind.
Gleichzeitig handelte es sich ausnahmslos um keinen Wechsel, sondern um eine Ergänzung. Niemand in meiner Kontaktliste löschte sein WhatsApp-Konto. Einzelne Konversationen und Gruppen wurden auf Signal umgezogen, aber alle Kontakte blieben prinzipiell auch über WhatsApp erreichbar. WhatsApp-Statusmeldungen und die Reaktionsmöglichkeit auf selbige ließen zudem doppelte Konversionsstränge in beiden Messengern entstehen.
Im Ergebnis gibt es nun bei vielen meiner Kontakte mehr Vielfalt und das ist gut. WhatsApp bleibt aber das primäre Kommunikationsmittel, um wirklich jeden zu erreichen. Es ist illusorisch zu glauben, dass sich dies ändert. Lediglich ein kompletter Technologie-Schwenk könnte hier Facebook treffen. Das soziale Netzwerk selbst ist schließlich auch schon wie ausgestorben.
Umso wichtiger ist eine engmaschige Kontrolle von Facebook durch die Datenschutzaufsicht und die Verhinderung eines Aufkaufs neuer Player durch die Kartellbehörden. Ansonsten wird sich Facebook dank seiner Kapitalstärke immer weiter hangeln. So wie sie sich vom eigentlichen Hausnetzwerk „Facebook“ zu Instagram und WhatsApp gerettet haben. Beides ist leider aktuell nicht in Sicht. Beim Datenschutz blockiert die irische Aufsicht durch Untätigkeit und bei den Übernahmen stecken noch zu viele Kartellbehörden im Zeitalter der Industriebarone fest.