macOS 11 “Big Sur” – Es bleibt ein Mac

Apple hat große Veränderungen bei macOS in Planung und es geschafft diese bis zur WWDC geheim zu halten. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren war daher das Desktop- und Notebooksbetriebssystem nach der Konferenz das große Thema. Die Veränderungen betreffen aber nur die Optik. Es ist und bleibt macOS.

Wenn man sich die Berichterstattung eines ehedem sehr relevanten IT-Mediums Revue passieren lässt bleibt nicht viel positives am neuen macOS. Eine kleine Linksammlung zur Illustration.

Und das sind nur die Kommentare zum System allgemein und nicht zu den Veränderungen hinsichtlich des Wechsels auf ARM. In den Apple Foren bei Apfeltalk und Macuser konnte ich diese beißende Kritik in der Breite nicht wiederfinden. Auch andere IT-Medien wie t3n oder Golem berichteten deutlich neutraler:

Hatte Heise vielleicht tiefer ins System geguckt als die anderen Medien? Letztlich kann man das nur selbst überprüfen. Traditionell installiere ich mir sowieso immer eine der ersten Betas auf einer externen SSD. Natürlich aus Neugier aber auch weil ich ein veraltetes Programm nutze, das für mich noch zentral ist (und hoffentlich nächstes Jahr weg kann), aber mit jedem Upgrade Probleme macht und in naher Zukunft sicherlich unbenutzbar werden wird. Um früh Probleme zu melden oder ggf. sogar von einem Systemupgrade Abstand zu nehmen ist ein zeitnaher Test unausweichlich.

Das Fazit gleich vorweg: Es ist und bleibt macOS.

Die Installationsroutine verläuft wie eh und je und endet mit der obligatorischen Einrichtung. Danach begrüßt einen der übliche Desktop. Unten ein Dock oben eine Leiste. Das Dock ist optisch ein wenig verändert, die Leiste oben transparent. Neu ist ein Kontrollzentrum oben rechts, das einige Symbole im Tray überflüssig macht. Ebenfalls optisch überarbeitet wurde die Mitteilungszentrale, die seit Jahren eher stiefmütterlich gepflegt wird.

Weiterhin hat Apple eine neue Designsprache entwickelt (Bilder können der Pressemitteilung entnommen werden). Es dürfte die größte Änderung seit Mac OS X 10.10 “Yosemite” sein. Das System wurde insgesamt aufgehellt und die letzten Reminiszenzen an die Metall-Optik von vor Yosemite beseitigt. Das Erscheinigungsbild orientiert sich deutlich mehr an der Designsprache von iOS, ohne aber ein iOS zu sein.

Zudem verabschiedet man sich von den dezidierten Fensterrahmen und führt Buttonleiste und Rahmen zusammen. Ein Trend, den viele Apps bereits in den vergangenen Jahren vorweg genommen haben, darunter auch Apple mit Safari. Linux-Anwender kennen das von modernen Desktopumgebungen wie der GNOME Shell oder der Pantheon Shell.

Strittig sind die neuen Symbole. Ich bin kein Designer, habe keinerlei Ahnung von Design und äußere mich deshalb nicht zu Designthemen aber die Veränderungen machen die verschiedenen Symbolgenerationen sehr sichtbar. Manche Symbole entstammen noch Yosemite, andere sind ganz neu. Hier ist Vereinheitlichung und Feinschliff gefragt. Die Kritik ist in jedem Fall nachvollziehbar.

Die Abstände zwischen einzelnen Menüpunkten hat man zudem ein wenig vergrößert und zentrale Schaltflächen größer gemacht. Es gab deshalb berechtigte Bedenken wie das auf kleineren Bildschirmen wirkt. Denn es befinden sich unter den unterstützten Geräten noch ein paar Non-Retina Modelle und Retina-Bildschirme mit 13″ haben standardmäßig ebenfalls nur eine kleine effektive Auflösung – diese ist wegen der hohen Pixelzahl nur schärfer. Nach einem Test auf einem MacBook Air von 2015 kann ich aber Entwarnung geben. Die Platzverluste fallen kaum ins Gewicht und werden teilweise durch die Zusammengezogenen Fensterleisten kompensiert.

Unter der Oberfläche ist und bleibt es allerdings ein klassisches macOS. Das lässt sich an vielen Punkten erkennen. Beispielsweise kann man mit einem professionellen Dateimanager einen Blick in die Systempartition nehmen und wird ein klassisches Unix mit den Apple-typischen Modifikationen vorfinden. Bei den mitgelieferten Programmen gibt es keine Einschränkungen: Es gibt z. B. weiterhin ein Terminal, eine ausgereifte Konsole, der Finder hat nichts von seinen Funktionen eingebüßt, die Systemeinstellungen umfassen alle bekannten Einstellungsmöglichkeiten. Es lässt sich kein einziger Beleg für eine Funktionsreduktion oder zusätzliche Einschränkungen finden.

Wie wenig sich am Unterbau geändert hat zeigt noch ein weiterer Aspekt: Mein uraltes Legacy-Programm, das beim Wechsel auf Mojave und Catalina erhebliche Probleme gemacht hatte, läuft ohne jede Modifikation.

Ich kann deshalb die beißende Kritik bei Heise überhaupt nicht nachvollziehen. Umso bedauerlicher, weil Heise immer noch eine große Reichweite hat und die negative und teils auch unsachliche Berichterstattung in die interessierte Öffentlichkeit einsickert. Es ist schade zu sehen wie ein ehedem so wichtiges journalistisches Medium an Seriosität verliert – mutmaßlch um Klicks und Kommentare zu generieren.

Und noch ein Aspekt zum nachdenken: Mein transaktionaler openSUSE-Server mit erweiterten Funktionen wie Systemschnappschüssen und Rollback auf Btrfs-Basis hängt das Root-Dateisystem ebenfalls schreibgeschützt ein. Ist Linux jetzt dann auch unfrei?

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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