Vor einigen Wochen machte die Meldung die Runde, dass Google via API-Änderung in seinem Browser Chrome die Funktionsweise von Adblockern erheblich beeinträchtigen will. Nun bessert man zwar nach, möchte aber grundsätzlich nicht am Vorgehen rütteln. Zu beobachten ist das klassische Vorgehen eines Monopolisten.
Adblocker sind für Google naturgemäß eine Bedrohung des Geschäftsmodells. Der Tech-Konzern ist eigentlich nichts anderes als eine riesige Werbefirma. Im vergangenen Jahr erzielte die Alphabet-Tochter Google über 80% ihres Umsatzes durch Werbeeinnahmen. Den Wunsch der Nutzer nach weniger Werbung begegnet man seit bisher mit dem Aussperren von so genannter „nerviger“ Werbung. Google sperrt hier nach Meinung vieler Kritiker vor allem Werbung von konkurrierenden Werbefirmen aus. Nun möchte man also alternative Werbeblocker an die Kandare nehmen. Die bisherigen Wettbewerbsverfahren der EU-Kommission scheinen bei Google kein Umdenken bewirkt zu haben.
Denn was man hier sieht ist das klassische Verhalten eines Monopolisten. Erst baut man ein gutes Produkt und verscherbelt es zu Schleuderpreisen – im Fall von Chrome sogar kostenlos. Wenn alle Mitbewerber aufgegeben haben zieht man die Preise an oder bestimmt die Entwicklung des Marktes zu seinen Gunsten. Genau das passiert jetzt. Neben Chrome gibt es nur noch Firefox als freie Alternative, sowie Safari für Apple-Kunden. Alle anderen Mitbewerber bauen auf Chromium auf. Zwar behaupten Microsoft und die anderen Anbieter wie Vivaldi oder Opera, dass sie die Änderungen nicht übernehmen müssen, aber das wird nicht klappen.
Google entwickelt nämlich lediglich Pseudo-Open Source-Produkte. Der Quellcode mag offen sein und die Lizenz frei aber die Richtung der Entwicklung gibt nur einer vor: Google. Änderungen werden der Community nach dem „Friss oder Stirb“-Prinzip vor die Füße geworfen und die meisten Projekte wie Chromium oder Android sind viel zu groß, als das ein Fork im Bereich des Möglichen läge.
Die Community schweigt dazu, weil durch Projekte wie den Google Summer of Code wichtige Mittel in die freien Projekte fließen bzw. kleine Subprojekte realisiert werden. Eigentlich ist so etwas klassisches Lobbying – und es funktioniert verdammt gut, wenn man die größtenteils unkritische Meinung zu Google in der Open Source Community betrachtet.
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