Tails ist kein normale Distribution und installiert sich auch nicht normal. Tails ist eine kompromisslose Lösung um Anonymität zu schützen und verlangt dem Anwender dazu einiges ab. Im Januar hat Tails das Verfahren zur Einrichtung vereinfacht. Grund genug sich denn Ablauf noch einmal neu anzusehen.
The Amnesic Incognito Live System (Tails) ist ein Betriebssystem, das Eigenschaften auf sich vereint, die ein Anwender normalerweise nicht zu schätzen weiß. Das System bevormundet ihn, zwingt ihn in einen Käfig und vergisst permanent Daten. Was sich wie ein schlechter Alptraum liest, ist in diesem Fall gewollt und für das Einsatzziel sinnvoll. Tails ist eine Linux-Distribution, die darauf abzielt hinsichtlich Anonymität und Privatsphäre den größtmöglichen Schutz den Anwender zu gewährleisten.
Trotzdem nutze ich Tails recht wenig. Im Alltagsbetrieb verwende ich verschiedene Browser um meine Identität zu schützen, weil manche meiner Tätigkeiten (wie z. B. hier auf curius.de) sowieso nicht anonym sind. Da Tails entweder mehrere Geräte oder ständige Neustarts erfordert ist mir das zu unpraktikabel. Das hängt natürlich auch von den Bedrohungsszenarien ab. Meine digitale Selbstverteidigung gilt den neugierigen Firmen, die mich auf Schritt und Tritt durch das Netz verfolgen und keinen staatlichen Institutionen. Bei letzteren hoffe ich nicht von Interesse zu sein bzw. mir fehlt der Glaube, dass man sich vor einem gezielten Angriff eines kompetenten Geheimdienstes wirklich schützen kann. Für Whistleblower oder wirklich verfolgten Personen ist Tails aber sicherlich ein wichtiges Mittel um Schwächen des Betriebssystems zu vermeiden, die normalerweise Lösungen wie das Tor Browser Bundle konterkarieren.
Auf dem Downloadportal fragt Tails nun nach dem Betriebssystem, von dem aus man Tails installieren möchte. Zusätzlich kann man via „Download only“ USB und ISO-Dateien herunterladen. Die Lösungen unterscheiden sich nun je nach Betriebssystem. MacOS-Nutzer und Windows-Anwender benötigen neben dem Tails-Image noch das Werkzeug Etcher. Linux-Nutzer können entweder auf eine Anleitung für GNOME Disks zurückgreifen oder Kommandozeile bemühen. Letzteres ist vergleichbar mit früheren Installationen.
Nach dem Start fragt Tails nun wie gewohnt die Lokalisierungseinstellungen ab.
Anschließend startet der GNOME Desktop.
Diese Vorauswahl ist meiner Meinung nach auch schon das größte Manko bei Tails. Man kann zur GNOME Shell stehen wie man mag, eine für Spezialzwecke ausgerichtete Distribution wie Tails sollte nicht auf so eine extravagante Lösung setzen. Viele Tails-Nutzer verwenden im Standard kein Linux und sind damit erst einmal überfordert. Zudem ist die GNOME Shell je nach Treiberunterstützung und Hardwarealter auch sehr schwerfällig. Hier hätte man eher zu einer konservativen Lösung wie MATE oder Xfce greifen sollen.
Ansonsten hat man die Einrichtung Tails alltagstauglicher gemacht. Der Verzicht auf den Tails Installer und die Nutzung von Etcher unter Windows und macOS war eine gute Entscheidung!
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Einleitungs- und Beitragsbild von mohamed Hassan via Pixabay