Die volatile Entwicklung im Open Source Bereich führt immer wieder zu Umbenennungen. Sei es durch einen Fork, der ein neuen Namen notwendig macht oder weil den Entwicklern der alte Name nicht mehr gefallen hat. Sie alle unterschätzen dabei welche Bedeutung eine etablierte Marke für breite Anwenderschichten hat und wie hartnäckig sich alte Produkte halten können.
Kürzlich fand ich mich vor einem Rechner wieder, der für ein neues Warenwirtschaftssystem mit neu mit Windows 10 eingerichtet worden war und mich strahlte der Startscreen von Apache OpenOffice an. Eine lange nicht gesehenes Bild, da OpenOffice bei einigermaßen versierten Anwender und allen Linux-Distributionen bereits seit langem LibreOffice gewichen ist. Nun ist Apache OpenOffice noch nicht vollständig tot, immerhin bringt man circa einmal jährlich ein kleines Release heraus, aber die Sicherheit lässt zunehmend zu wünschen übrig.
Wie kann es also sein, dass ein schlechter gepflegtes Programm, hinter der neueren, besseren und ebenfalls kostenlosen Konkurrenz nicht vollständig verschwindet? Gewohnheit und der Name sind die zwei Antworten. OpenOffice ist eine über viele Jahre etablierte Alternative zu MS Office und wird von vielen Anwender synonym für eine kostenlose Office-Suite verwendet.
Ein guter Indikator hierfür ist Google Trends. Man muss Google nicht mögen, aber kein Konzern weiß so zuverlässig wofür sich die Menschen interessieren. Vergleicht man die Schlagwörter OpenOffice und LibreOffice miteinander, sieht man z. B. im 5-Jährigen Verlauf zwar eine sinkende Bedeutung von OpenOffice, aber LibreOffice kann den Suchbegriff OpenOffice nicht marginalisieren. Interessanterweise verlieren sogar beide Schlagworte an Aufmerksamkeit, selbst wenn man sie zusammen rechnet, aber das kann auch der Erhebung durch Google geschuldet sein. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Vergleich von TrueCrypt und VeraCrypt.
Gibt ein Anwender OpenOffice bei Google ein landet er nur bei Seiten, die diesen Suchbegriff widerspiegeln. In meinem Test hat es LibreOffice nicht mal geschafft auf die erste Seite der Suchergebnisse zu kommen. Der Anwender wird daher mit hoher Wahrscheinlich Apache OpenOffice installieren und nie etwas von LibreOffice erfahren. Im besten Fall ist er zufrieden, im schlechtesten ärgert er sich über die mangelnden Fortschritte bei OpenOffice, die schlechter werdende Kompatibilität zu Microsoft Office und kehrt Open Source vollständig den Rücken.
Nicht jede Umbenennung ist unumgänglich. Hat man kein Recht am Markennamen wie im Fall OpenOffice bleibt einem Fork-Projekt keine andere Möglichkeit, als eine Umbennenung vorzunehmen. Man sollte jedoch nicht unterschätzen wie hartnäckig sich etablierte Namen halten können – mit weitreichenden Folgen für die Sicherheit (siehe: TrueCrypt sollte ersetzt werden!). Mutmaßlich grundlose Umbenennungen sind daher keine gute Idee.
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