Kommentar: Facebook – Einfach weiter wie bisher

Krake

Facebook ist deutlich mehr als nur ein soziales Netzwerk, da der Konzern durch Zukäufe mit WhatsApp auch den größten Messenger besitzt und mit Instagram den langsamen Bedeutungsverlust des eigenen Hauptangebots bei vielen Zielgruppen kompensieren kann. Nun möchte Facebook die Kommunikationsangebote der unterschiedlichen Plattformen zusammen führen.

Es ist, als ob man in Menlo Park alle Skandale und die Kritik der vergangenen Jahre überhaupt nicht mitbekommen hätte. Anstelle sich darüber Gedanken zu machen wie man viel diskutierte Missstände beheben könnte und ein kommerziell erfolgreiches Netzwerk mit wenigstens einem Mindestmaß an Datenschutz kombinieren kann, macht man weiter wie bisher. Getarnt mit vorgeblichen Vorteilen für Anwender (man kann dann Nutzer anderer Dienste erreichen, ohne selbst dort Mitglied zu sein) wird vermutlich eine Megadatenbank erzeugt.

Facebook hofft mutmaßlich den Regulierungsbehörden zuvor zu kommen, die vor allem in Europa mehr Datenschutz durchsetzen wollen und sich dazu auch kartellrechtlicher Mittel bedienen. Die beabsichtigten Beschränkungen im Datenbereich greifen schließlich Facebooks einziges Geschäftsmodell an: Nutzerdaten in Werbeeinahmen umzuwandeln. Es wird sich zeigen, ob der Konzern sich damit selbst ein Bein stellt oder ob Dreistigkeit am Ende doch siegt.

Viele staatliche Maßnahmen kommen sowieso viel zu spät. Bereits bei der Übernahme von Instagram und WhatsApp 2012 bzw. 2014 war die marktbeherrschende Stellung von Facebook offenkundig. Anstelle auf Versprechen zu bauen, dass man keine Zusammenführung der Daten anstrebt und den Verstoß dann mit einer vergleichsweise geringen Geldsumme zu bestrafen hätte man die Übernahme einfach untersagen müssen. Nun ist der Katzenjammer groß.

Problematisch für den Verbraucher ist, dass man Facebook kaum noch aus dem Weg gehen kann. Zwar kann man die Dienste meiden – je nach Bekanntenkreise ist aber vielleicht das schon schwer – aber selbst ohne Account generiert man die Einbindung von Facebook in unzählige Webseiten und Apps Daten.


Bilder:
Einleitungs- und Beitragsbild von GDJ via pixabay

Kommentieren Sie den Artikel

Ergänzungen dienen der Diskussion über die Inhalte des Artikels. Nachfragen, Anmerkungen und Ergänzungen sind dezidiert erwünscht. Ergänzungen werden vor der Veröffentlichung moderiert. Wir behalten uns vor Kommentare ohne inhaltlichen Bezug oder abseitige Diskussionen nicht zu veröffentlichen.

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Mehr aus dem Blog

Fedora Silverblue – Toolbox für grafische Anwendungen

Unveränderbare Linux-Systeme wie Fedora Silverblue nutzen als Standard Flatpak für Anwendungsinstallationen. Doch noch liegen nicht alle Anwendungen als Flatpak vor. Diese können dann entweder...

Fedora Silverblue im Praxistest

Ich liebe LTS-Distributionen, aber diese bewahren einen leider nicht vor defekten SSDs im Notebook. Da ich keine Vollsicherung der Systeme mache, sondern nur Datenbackups...

Neues Design bei Mozilla Thunderbird

Die Entwickler von Mozilla Thunderbird wagen sich an eine Modernisierung des überkommenen Designs. Dabei zeigen sich die alten Probleme der Open Source Entwicklung. Mangels...

systemd und TPM – Die Reise geht weiter

Auf der diesjährigen FOSDEM kündigte Lennart Poettering die Weiterentwicklung der TPM-basierten Sicherheitsfunktionen in systemd an. Die Vision eines neuen Linux nimmt immer mehr Gestalt...