Die klassische Paketverwaltung von Linux stößt schnell an ihre Grenzen wenn man gezielt neuere Programmversionen einsetzen möchte, als die Distribution mitliefert oder Softwareanbieter ihre Produkte für eine Vielzahl von Distributionen gleichzeitig zur Verfügung stellen möchte. Dafür haben sich in den letzten Jahren neue Paketformate wie beispielsweise Flatpak oder Snap etabliert. Ausgereift sind beide noch lange nicht!
Die Limitationen der klassischen Paketverwaltung sind bekannt und werden außer von eingefleischten Fans auch nicht geleugnet. Selektive Aktualisierungen von einzelnen Programmen sind ebenso schwierig, wie die Installation von Programmen, die auf veralteten Bibliotheken basieren. Zudem hat Linux bei der Rechteverwaltung von Programmen durchaus Nachholbedarf (siehe auch: Kommentar: Flatpaks und Snaps – Ein Schritt in die richtige Richtung und Rechteverwaltung auch für den Desktop – Apple macht es vor).
Wie so oft im Linux-Universum konnte man sich natürlich nicht einigen, weshalb zwei unterschiedliche Projekte das gleiche Ziel verfolgen. Im Jahr 2014 kündigte Canonical daher so genannte Snaps an. 2015 folgte die Ankündigung so genannter XDG-Apps, heute umfirmiert zu Flatpak. Diese neuen Paketformate sollen auf allen Distributionen lauffähig sein und es Entwicklern ermöglichen ihre Software nur ein einziges mal paketieren zu müssen. Im Idealfall enthält das Paket alle notwendigen Abhängigkeiten, die auf einer Basislaufzeitumgebung aufsetzt.
Im Jahr 2019 muss man leider konstatieren, dass beide Projekte bestenfalls eine Technologievorschau sind und es unklar ist, welches oder ob sich überhaupt eines von beiden durchsetzen kann.
Canonical ist in üblicher Manier vorgeprescht und hat Snap mit der letzten LTS-Version seiner Ubuntu Distribution ausgeliefert. Die Priorisierung von Snap-Paketen in der grafischen Softwareverwaltung lässt in schöner Regelmäßigkeit verzweifelte Nutzer in den Supportforen auflaufen. Schlicht weil die Snap-Programme in vielen Anwendungsfällen nicht wie erwartet oder gar nicht funktionieren. Der Ruf solcher Snap-Pakete hat daher in den vergangenen Monaten gelitten und könnte das Projekt insgesamt scheitern lassen.
Flatpak geht hier dezenter vor. Das Format steht zwar inzwischen bei vielen Distributionen zur Verfügung, zahlreiche Softwareanbieter unterstützen es und die beiden grafischen Softwareverwaltungen GNOME Software und KDE Discover bieten eine optionale Integration von Flatpaks. Standardmäßig setzt aber kaum eine Distribution darauf. Aus guten Gründen, kämpft das Format doch mit zahlreichen Problemen. Das kann man beobachten wenn man z. B. Spotify als Flatpak installieren möchte. Im Betrieb nutzt das Programm, sowie die Laufzeitumgebung ca. 1,5 GB Arbeitsspeicher. Angesichts der Ausstattung von Linux-Rechnern ein absurd hoher Ressourcenverbrauch.
So notwendig eine Überwindung der klassischen Paketverwaltungen in einigen Bereichen auch ist, ob Flatpak und/oder Snaps der richtige Weg sind oder ob beide an der Aufgabe scheitern steht noch nicht fest.