Linux ist bereits ein Nische aber verglichen mit FreeBSD fast schon Mainstream auf dem Desktop. Nichts desto weniger kann man auch FreeBSD in der aktuellen Inkarnation 11 auf dem Desktop installieren und produktiv nutzen. Die meisten Open Source Desktopumgebungen stehen für FreeBSD zur Verfügung. Seit vergangener Woche nun endlich auch Plasma 5.
Die Installation sollte natürlich – keine BSD-Erfahrugen vorausgesetzt – immer zum probieren in einer virtuellen Maschine, z. B. Virtualbox, erfolgen. Dazu lädt man sich am besten das Boot-Medium herunter, was dann alle benötigten Dateien aus dem Internet bezieht. Eine aktuelle ISO-Datei kann man auf der FreeBSD Homepage beziehen. Die Basisinstallation ist derart optionsarm, das hier keine weiteren Erläuterungen notwendig sind. Man kann im wesentlichen die Standardoptionen nehmen, wobei beim Umfang ports und lib32 nicht unbedingt notwendig sind. Zusätzlich legt man noch einen Benutzer an und wählt ein Root-Kennwort.
Plasma-Installation
Nach dem Neustart begrüßt einen die Konsole. Einen Desktop installiert FreeBSD nicht und überlässt dem Anwender hier somit die Wahl. Die folgende Anleitung installiert einen aktuellen Plasma 5 Desktop mit einem minimalen Anwendungsset.
Zuerst bringt man das neu installierte System auf einen aktuellen Stand mittels freebsd-update:
<code># freebsd-update fetch</code>
<code># freebsd-update install</code>
Code-Sprache: HTML, XML (xml)
Anschließend installiert man pkg. Dieses stellt vereinfacht gesagt das Äquivalent zu APT oder Zypper dar.
# pkg
Code-Sprache: PHP (php)
Plasma 5 ist noch relativ neu in den Quellen, weshalb man noch eine Änderung vornehmen muss. In der Konfigurationsdatei /etc/pkg/FreeBSD.conf ist folgende Zeile anzupassen:
url: “pkg+http://pkg.FreeBSD.org/${ABI}/quarterly”,
zu
url: “pkg+http://pkg.FreeBSD.org/${ABI}/latest”,
Mittels folgenden Befehl anschließend die Paketquellen aktualisieren:
<code># pkg update</code>
Code-Sprache: HTML, XML (xml)
Anschließen installiert man zuerst X11. Von modernen „Spielereien“ wie Wayland sollte man unter BSD erst einmal die Finger lassen.
<code># pkg install xorg xterm twm</code>
Code-Sprache: HTML, XML (xml)
Darauf aufbauen kann man nun den Plasma 5-Desktop, sowie SDDM für die Anmeldung installieren. Man kann auch das volle KDE-Paket kde5 installieren, aber dadurch bekommt man wirklich die komplette KDE-Suite auf das System. Ich persönliche empfehle immer eine Basisinstallation und dann ein hinzufügen benötigter Komponenten.
<code># pkg install plasma5-plasma-desktop sddm</code>
Code-Sprache: HTML, XML (xml)
Die nun installierten Pakete sind wirklich sehr minimal. Da ist außer dem puren Plasma-Desktop nichts enthalten. Für zusätzliche Basiskomponenten wie Dolphin oder den KDE-Terminal sollte zusätzlich folgendes Metapaket installiert werden:
<code># pkg install kde-baseapps</code>
Code-Sprache: HTML, XML (xml)
Anschließend sind noch einige Änderungen in den Konfigurationsdateien vorzunehmen. Hier ist FreeBSD immer noch sehr altmodisch und erinnert an das Arch Linux früherer Jahre.
In der Datei /etc/rc.conf sind folgende beiden Zeilen hinzuzufügen:
dbus_enable="YES"
sddm_enable="YES"
Sofern man beabsichtigt Kontact/Akonadi zu nutzen sind zudem folgende Änderungen in /etc/sysctl.conf nötig:
net.local.stream.recvspace=65536
net.local.stream.sendspace=65536
Sofern man Plasma in deutscher Sprache nutzen möchte ist noch eine Änderung in /etc/profile notwendig. Hier muss die folgende Zeile hinzugefügt werden:
LANG=de_DE; export LANG
SDDM erscheint nun standardmäßig mit dem wenig anumutigen Standarddesign und englischem Tastaturlayout. Insbesondere letzteres ist bei der Passworteingabe zu berücksichtigen. Nach der Anmeldung erscheint ein aufgeräumter Plasma-Desktiop.

Konfigurationshinweise
SDDM kann in der Datei /usr/local/etc/sddm.conf konfiguriert werden. Das grafische KCM-Modul ist zwar vorhanden, funktionierte im Test aber nicht zuverlässig.
Viele weitere Optionen kann man dem Desktop HowTo.
Fazit
FreeBSD mit Plasma 5 funktioniert zufriedenstellend und lässt sich für in etwa die gleichen Aufgaben nutzen wie der Linux Desktop. Insbesondere bei Problemen und vielen Einstellungen muss man noch unter der Haube konfigurieren. So mancher Linux-Nutzer dürfte sich da in vergangene Zeiten zurück versetzt fühlen. Letztlich gibt es keinen zwingenden Grund für FreeBSD, weshalb Linux-Nutzern kein Wechsel angeraten werden kann. Wer aber mal einen Blick über den Tellerrand riskieren will, sollte es mal probieren. BSD ist schon lange nicht mehr unbenutzbar!
Bilder: