3 Jahre [Mer]Curius

[Mer]Curius feiert dieser Tage seinen dritten Geburtstag. Ende Juli 2014 erfolgte die Buchung eines Webspaces für das Projekt und am 07.08.2014 erfolgte die Registrierung der Domain curius.de. Seitdem hat das Projekt noch ein paar kleinere Wendungen und Veränderungen erfahren und präsentiert sich seit Mitte 2015 in seiner jetzigen Form.

Der Start zum Projekt erfolgte nicht von ungefähr ca. ein Jahr nachdem die Enthüllungen eines ehemaligen NSA-Mitarbeiters eine globale Geheimdienstaffäre auslösten. Bis dahin schwamm ich so mit im paranoiden Mainstream der deutschen Gesellschaft. Irgendwie wusste man, dass man überwacht wird und viele Entwicklungen in der IT-Welt bedenklich sind, aber direkte Folgen leitete man daraus für den eigenen IT-Alltag nicht ab. Trotz einiger Ausflüge in die Linux-Welt zwischen 2007 und 2012 arbeitete ich 2013 recht gedankenlos mit dem üblichen Microsoft-Google-System. Notebook und stationärer PC liefen mit Windows, als Cloudanbieter kam aus Bequemlichkeit OneDrive zum Einsatz und den Mailverkehr regelte Google.

Im Spätsommer 2013, unter dem Eindruck der permanent schlimmer werdenden Nachrichtenlage zur globalen Überwachung, schmiss ich meine IT-Landschaft im übertragenen Sinne in die Tonne. Das Windows Phone wurde dabei sogar ganz real entsorgt, weil man dort das Betriebssystem ja nicht einfach wechseln konnte. Kontenschließungen bei den großen Datenkraken, Linux auf den Systemen installiert und das komplette Digitalleben umgekrempelt. Das bestimmte die nächsten Monate.

Am Anfang macht man einen radikalen Bruch. Getrieben von den besorgniserregenden Nachrichten und eigenen Recherchen konnte man ja auch kaum paranoid genug sein. Dahinter stand weniger die Befürchtung, man selbst könnte direkt und konkret überwacht werden. Vielmehr wollte man nicht irgendwie in den riesigen Schleppnetzen der Geheimdienste hängen bleiben und seine eigene digitale Spur möglichst weit reduzieren. Als Historiker denkt man manchmal auch einfach in längeren Zeiträumen. Heute erhobene Daten könnten eventuell in 20-30 Jahren unter anderen Umständen ausgewertet werden.

Innerhalb der ersten Monate ist die Lernkurve ziemlich steil, man stellt aber auch ziemlich oft fest, dass manche Verfahren für einen selbst nicht funktionieren. Insbesondere weitestgehende digitale Abstinenz hatte nie das Potenzial zur wirklichen Alternative. Viele Autoren in dem Themenfeld haben einen informationstechnischen Hintergrund. Sie verstehen daher auch deutlich besser wie die Systeme arbeiten und ihre Expertise für die technische Seite des Datenschutzes ist unerlässlich. Ihre Artikel sind aber oft überladen durch Fachwissen und viele Ratschläge entstammen einer Welt, die sich sehr von der Realität normaler IT-Nutzer unterscheidet.

Nach einem Jahr der Veränderungen und des vielfältigen ausprobieren kam daher die Idee bisherige Zwischenschritte und Ergebnisse als Blog zu veröffentlichten. Ziemlich schnell stellte sich heraus, dass das nicht vollständig funktioniert. Manche Artikel entwickelten sich zu richtigen Dauerbrennern, rutschten aber aus dem eigenen Blickfeld und ziemlich weit hinten ins Blog. Daher erfolgte nach einigen Monaten die Umstrukturierung mit dem Ergebnis, das man auch heute noch hier vorfindet. Neben dem Blog mit Artikel von kurzer und mittellanger Halbwertszeit befinden sich eher allgemeine Rubriken zu Betriebssystemen, Verschlüsselung und anderen Themen, die regelmäßig überarbeitet werden.

Die Artikel auf Curius.de spiegeln ansonsten meine digitalen Interessen und Arbeitsschwerpunkte wieder. Insbesondere in den ersten Monaten und Jahren spielte Linux hier eine wichtige Rolle, zunehmend auch mit steigender Frustration, weil die Verbindung der eigenen Anforderungen mit den Gegebenheiten der Open Source Welt zunehmend weniger gelang. Dazwischen kamen auch immer wieder Artikel zu wissenschaftlichem Arbeiten und Datenschutz vor, die sich aus meiner wissenschaftlichen Tätigkeit ableiteten. Inzwischen rutscht der Fokus ins Apple-Universum, wobei Linux immer noch ein wichtiger Teil meiner IT-Aktvititäten darstellt. Kernbereiche waren und sind bis heute jedoch Datenschutz und Datensicherheit – meist ziemlich praktisch orientiert.

Lediglich die Politik hat es nicht ins Blog geschafft. Persönlich interessiere ich mich sehr dafür. Mehrere abonnierte herkömmliche Zeitungen, plus ein gutes Dutzend digitale Medien wollen jeden Tag gelesen werden. Im Bereich der Netzpolitik gibt es jedoch bereits sehr gute und vor allem kompetente Informationsangebote. Da muss man nicht noch halbseidene Informationsangebote beisteuern. Zumal mit dem Informationsangebot, sich auch das Publikum und die Diskussionen wandeln – mal ganz urteilsfrei vermerkt. Trotzdem hier der Hinweis, dass wirkliche Lösungen in den Überwachungs- und Bürgerrechtsfragen der Gegenwart nur auf dem politischen Weg erreicht werden können. Digitale Selbstverteidigung ist lediglich Symptombekämpfung, es löst das Problem nicht!

Andere Autoren würden hier jetzt Auflistungen über Besucherzahlen, Betriebssysteme und andere Statistiken zeigen. Da auf [Mer]Curius solche Daten nicht erhoben werden, muss ich euch damit leider verschonen.

Ich freue mich über die Kommentare unter den Artikeln, so manche Diskussion hat hilfreiche Denkanstöße hervorgebracht und geholfen die eigene Position zu hinterfragen. Leider sind bei der Umstellung des Kommentarsystems vor einigen Wochen alle alten Kommentare verloren gegangen. Ein Migrationsmissgeschick, dass einem richtigen Webentwickler natürlich nicht passiert wäre…

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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