Vor kurzem hat das openSUSE-Projekt eine neue Minorversion seiner LTS-Variante Leap herausgegeben. In den Kommentarspalten beschweren sich Endanwender (die lieber dutzende inhaltsgleiche Kommentare verfassen, als einmal vernünftig zu recherchieren) über die vermeintlich verkürzte Supportdauer im Vergleich zum herkömmlichen openSUSE früherer Jahre. Befeuert wird dies durch eine niveaulose Linux-Medienlandschaft, in der mehrheitlich Pressemeldungen abgeschrieben und Klickzahlen generiert werden. Neue Version hier, super-duper Test dort. Manchmal fraglich ob der Redakteur überhaupt schon über die Installation von Ubuntu hinaus ist
Darum nochmal in aller Deutlichkeit: Minorversionen von Enterprise Versionen verkürzen nicht die Gesamtsupportdauer, sie dienen der Produktpflege.
Bereits seit einigen Jahren veröffentlichen die großen Distributionen mit Langzeitpflege Zwischenreleases in denen Bugfixes der vergangenen Monate gebündelt werden. Debian und – abgesehen vom LTS-Stack – auch Ubuntu handeln hierbei strukturkonversativ und halten die Versionen über Jahre hinweg stabil.
RedHat und SUSE haben dagegen bereits vor einiger Zeit begonnen ausgewählt neue Software in den Minorversionen ihrer Hauptveröffentlichungen einzupflegen. Dadurch soll die Software über die langen Supportzeiträume benutzbar gehalten und Veränderungen im Umfeld Rechnung getragen werden. Insbesondere auf dem Desktop war dies eine überfällige Entwicklung.
OpenSUSE hat mit seiner Entscheidung Leap auf SLE aufzubauen, diesen Entwicklungsansatz übernommen. Die Entwicklung der Minorversionen erfolgt aber unter der unbedingten Prämisse einen sehr gut funktionsfähigen Upgradepfad innerhalb der Hauptversion ohne große Brüche zu gewährleisten. Das sieht man nicht zuletzt an den Versionsstabil gehaltenen Ständen von Kernel, Basisbestandteilen wie systemd und den Desktopumgebungen.
Die Supportzeit beträgt deshalb insgesamt mehrere Jahre und stellt damit eine erhebliche Ausweitung gegenüber herkömmlichen openSUSE Veröffentlichungen früherer Jahre dar. Wenn manche Pressetextabschreiber recherchiert hätten, wüssten sie das und könnten dies den Lesern und Anwendern auch so mitteilen. Stattdessen haut man lieber in alter Manier Textbausteine über die superduper neue Version raus.
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Einleitungsbild und Beitragsbild von von mohamed Hassan via pixabay