Android ist gegenwärtig das am weitesten verbreitete Mobilbetriebssystem und teilt sich den Markt mit iOS. Android läuft auf einer Vielzahl an Geräten, vom Low-Budget Einsteiger bis zum High-End Smartphone. Android wird offiziell durch die Open Handset Alliance entwickelt und der Quellcode im Rahmen des Android Open Source Projekt (AOSP) veröffentlicht. Faktisch gibt Google hier die Entwicklungsrichtung vor.
Dieser Artikel behandelt den Einsatz von Android in der Hersteller-Variante mit Anbindung an Google. Für die Bewertung der freien Variante siehe: Android (AftermarketOS)
Obwohl Android einen freien Kern hat, ist die im Handel erhältliche Variante stark mit proprietärer Software ergänzt. Dazu gehören die zahlreichen Google-Dienste wie der Play Store, GMail, Google Now etc. aber auch Apps der Hersteller. In Deutschland sind Android-Systeme ohne Google-Anbindung üblicherweise nicht zu erwerben (abgesehen von Huawei).
Produktlaufzeiten
Ungefähr einmal im Jahr – meist im Herbst – erscheint eine neue Version von Android. Bis diese den Endanwender via Update oder neue Geräte im Handel erreicht, vergeht aber meist einige Zeit. Man sollte daher beim Erwerb eines Smartphones erstens darauf achten, ob die aktuelle Version zur Verfügung steht und wie der Hersteller in der Vergangenheit mit Updates umgegangen ist. Neben den neuen Versionen gibt es einmal im Monat ein Sicherheitsupdate, das die meisten Hersteller inzwischen relativ zeitnah ausrollen. Bekommt ein Smartphone keine neue Android-Version mehr und auch keine Sicherheitsupdates, ist es nicht mehr sicher zu betreiben und muss ersetzt werden.
Schadsoftware
Android ist durch seinen großen Marktanteil und einige strukturelle Sicherheitsprobleme (Updateverzögerung, anfällige Code-Bestandteile im Multimedia-Bereich) ein beliebtes Ziel für Schadsoftware. Dies betrifft vor allem Apps, die am offiziellen Store vorbei installiert werden, aber gelegentlich schaffen es auch schädliche Apps in den Play Store. Hier ist daher besondere Vorsicht geboten. Die Hersteller obskurer Virenschutz-Apps haben den Markt – analog zu Windows – leider schon für sich entdeckt und ebenso wie bei Windows sollte man auch hier die Finger davon lassen.
Updateproblematik
Das Thema Updates ist so alt wie Android, hat aber trotz vollmundiger Versprechungen (Project Treble, Project Mainline) bisher nur wenig von seiner Brisanz verloren. Android ist wie jedes andere Betriebssystem nicht fehlerfrei. Bedingt durch seine dominante Stellung im Markt müssen die Entwickler mit einem hohen Schadsoftwaredruck kämpfen und Fehler entsprechend schnell beheben. Google gibt deshalb einen monatlichen Sicherheitsbulletin heraus.
Das Problem ist nur: Die Sicherheitsaktualisierungen erreichen immer noch zu wenige Anwender und das auch noch mit zu viel Verzögerung. Die breite Masse der Anwender nutzt stark veraltete Versionen mit zahlreichen bekannten Sicherheitslücken. Die Hersteller haben kaum ein Interesse daran, Smartphones zu pflegen, die nicht mehr im Handel erhältlich sind. Die meisten Smartphones erhalten nur wenige Jahre Sicherheitsupdates, wohl gemerkt ab dem Zeitpunkt, ab dem das Smartphone in den Handel kommt und nicht ab Kaufdatum. Selbst die Premium-Anbieter liefern oft nur 3-5 Jahre Sicherheitsupdates aus.
Google ist das Problem bekannt, konnte aber bisher die Hersteller der Smartphones nicht erfolgreich dazu verpflichten, ihre Supportzeiträume konsequent zu verlängern. Allerdings hat man zuletzt mit der eigenen Pixel-Reihe Maßstäbe von 5-7 Jahren gesetzt und damit im Premiumsegment positive Veränderungen initiiert. Die Updateproblematik besteht aber im Low-Budget bis Mittelklasse-Bereich fort und gilt deshalb für die Mehrheit der im Umlauf befindlichen Geräte.
Datenschutz
Diese enge Verzahnung handelsüblicher Android-Smartphones mit Google-Diensten ist hinsichtlich des Datenschutzes ein erhebliches Problem. Es ist sehr schwer bis unmöglich, ein normales Smartphone mit einer Herstellerversion von Android (genannt Stock Android) datenschutzfreundlich einzustellen.
In diesem Zusammenhang sei exemplarisch auf zwei „Datenschutz-Skandale“ der vergangenen Jahre verwiesen. 2017 kam heraus, dass Android auch bei deaktiviertem WLAN den Standort über dieses ermittelt. Diese Meldung wurde Anfang 2018 ergänzt durch Meldungen, dass Android auch bei scheinbar deaktiviertem Bluetooth dieses dazu nutzt, z. B. in Gebäuden den Standort zu ermitteln.
Viele so so genannte China-Smartphones bauen zudem zahlreiche Verbindungen zu den Herstellern auf, deren Sinn und Zweck häufig unklar bleibt und integrieren zweifelhafte Softwarebestandteile. Kunden sind daher nicht nur mit Datenabflüssen an Google konfrontiert, sondern auch an die Gerätehersteller.
Finanzierung durch Daten
Die formelle Entwicklung durch die Open Handset Alliance verschleiert ein wenig den dominanten Einfluss von Google auf das Projekt – ist aber faktisch nur Fassade. Ohne Google gibt es keine Fortschritte bei Android, Google entscheidet, in welche Richtung sich das Projekt entwickelt und Google bestimmt den Zeitpunkt der Quellcodefreigabe. In der Öffentlichkeit gilt Android daher auch als „Google-Betriebssystem“.
In Deutschland verkaufte Smartphones sind zudem in der Regel offiziell durch Google zertifiziert und liefern deshalb zahlreiche Google Dienste aus. Insbesondere der Play Store und die Play Services verzahnen das Betriebssystem fest mit dem Google-Ökosystem. Als Reaktion auf Strafen der Europäischen Union hat Google diese Bedingungen ein wenig geändert, faktisch sind aber keine positiven Auswirkungen für die Verbraucher spürbar.
Google verdient mit Android – gemessen an den Gesamtumsätzen – erst einmal wenig Geld, weil man nur wenige Geräte selbst produziert und sonst lediglich das System für die Hersteller bereitstellt. Verglichen mit dem Hauptkonkurrenten Apple ist das ein massiver Unterschied, denn Apple erwirtschaftet seine Umsätze in einem erheblichen Maße durch den Verkauf von iPhones. Angeblich bekommt Microsoft für verkaufte Android-Geräte mittels Patente genau so viel Geld wie Google. Google erhält für viele Smartphones in wichtigen Märkten wie China sogar gar nichts, weil sie nicht offiziell zertifiziert sind. Wirkliche Einnahmen werden vor allem durch die Provision bei App-Verkäufen im Google Play Store erzielt, wo man jedoch auch im Wettbewerb mit Apple um Entwickler steht.
Die Google-Mutterfirma Alphabet erzielt ihre Umsätze größtenteils mit Werbung. Werbung im digitalen Bereich ist bereits seit einiger Zeit untrennbar mit massivem Tracking der Anwender verbunden. Dementsprechend fällt Android immer wieder negativ im Bereich Datenschutz auf.
Zusammengefasst
Android ist in der in Deutschland üblichen Variante kein Datenschutz-freundliches Betriebssystem! Vor allem wenn man es nutzt, wie es auf den meisten Smartphones ausgeliefert wird. Die freie Basis ist durchsetzt mit proprietärer Apps, Google Diensten und die anhaltende Updateproblematik führt zu Sicherheitslücken in vielen Bereichen, auch bedingt durch die meist hoffnungslos veralteten Versionen.
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