Die Märkte für Computer und Smartphones sind weitestgehend gesättigt. Nicht nur neue Hersteller haben zunehmend Probleme sich eine Nischenposition am Markt zu erkämpfen, auch bereits etablierte Hersteller kämpfen um ihre Marktanteile. Apple versucht dabei seit einiger Zeit sich als Hersteller zu profilieren, der sich besonders um die Daten seiner Nutzer sorgt – zweifellos in Abgrenzung zu Google.
Die mediale Veröffentlichung dieses Ansatzes geschah mit dem FBI-Skandal 2016, als Apple sich medienwirksam weigerte den Ermittlungsbehörden beim knacken eines iPhones zur Hand zu gehen – letztlich verhindern konnte man es trotzdem nicht. Während andere Hersteller die Datenerhebung forcieren – siehe Windows 10 – oder die Analyse großflächig in die Cloud verlagern, wirbt Apple immer noch mit seinem Datenschutzversprechen.
Die Geräte sollen nicht nur besonders sicher sein, Daten werden in vielen Szenarien auch lediglich auf dem Gerät ausgewertet und nicht ins Internet übertragen. Wo dennoch eine Übertragung erfolgt, informiert man mit klar formulierten Datenschutzhinweisen den mündigen Anwender über die Konsequenzen seines Handelns.
Dieser Ansatz hat jedoch seine Grenzen. Gegenwärtig sind Apple-Betriebssysteme und -dienste datenschutzfreundlicher als viele konkurrierende Angebote. Die Dienste der Konkurrenz sind halt aber auch nur deshalb so „smart“, weil sie auf umfangreicher Datenauswertung basieren. Apple versucht deshalb mit iOS 10.3 auf mehr Nutzerdaten zuzugreifen. Die auf ZEIT digital geäußerte Vermutung, dass man damit die eigenen Dienste wieder anschlussfähig bekommen möchte ist nicht ganz abwegig.
Um die Nutzer dennoch nicht zu verprellen hat man das Schlagwort der „differential privacy“ geprägt. Das Konzept ist zwar schon älter, hat aber durch Apple ungeahnte mediale Aufmerksamkeit erfahren. Kurz gesagt: Die zusammengeführten Nutzerdaten werden soweit bearbeitet, dass keine Rückschlüsse auf das Individiuum möglich sind, die Daten aber trotzdem für eine statistische Auswertung zur Verfügung stehen. „Differential privacy“ hört sich natürlich viel besser an als massenhafte anonymisierte Nutzerdatenauswertung. Es ist aber vollkommen unklar, ob das Konzept bei so großen Datensätzen – Apple hat schließlich zig Millionen Kunden – überhaupt ausreichend Anonymität bietet. Zumal sich Apple äußerst bedeckt bei den Einzelheiten hält.
Die Berichte im letzten Jahr über das WOT-Addon zeigen schließlich dass Anonymisierung nicht immer so konsequent erfolgt, wie von den Datensammlern versprochen. Natürlich kann man ein kleines Addon nur bedingt mit einem der größten Technologiekonzerne der Welt vergleichen, aber der Anwender sollte solche – hoffentlich unabsichtlichen – Lecks im Hinterkopf behalten.
Deutlich besser wäre es, die Daten einfach gar nicht erst zu erheben. Dann muss man sich über Anonymisierung und Sicherheit auch weniger Gedanken machen. Eventuell sind die Geräte dann direkt nach dem Erwerb ein bisschen weniger „smart“, aber die favorisierten Emojis lassen sich ja auch klassisch im Betrieb erlernen. Scheinbar glaubt man aber, dass ein bisschen Privatssphäre für das Marketing reicht. Datensparsamkeit verliert als Grundsatz leider zunehmend an Boden.