Apple bietet für Safari eine Blocking-API an. Dadurch unterscheidet sich das Ökosystem der Adblocker für Safari deutlich von dem für Chrome und Firefox. Die meisten Blocker stehen dabei sowohl für macOS als auch für iOS zur Verfügung. Adblocker auf Basis dieser API können keine Nutzerdaten abgreifen. Doch gehen die meisten Anbieter darüber hinaus.
Ein Werbeblocker ist unerlässlich und gehört zu den wichtigsten Maßnahmen für die Internetsicherheit. Werbeanbieter sind Überwachungsfirmen, die Nutzerdaten sammeln und analysieren. Werbung zu blockieren ist deshalb digitale Selbstverteidigung. Abgesehen davon nervt Werbung natürlich auch und verlangsamt das Browsererlebnis. Werbeblocker ist aber nicht gleich Werbeblocker. Das gilt sowohl dafür die Effektivität, wie auch für die Vertrauenswürdigkeit der Anbieter.
Anlass für meine Marktsichtung war die Veröffentlichung von uBlock Origin Lite für macOS/iOS. Der Entwickler nutzt für seinen Blocker aber Manifest v3 und nicht die Blocking-API. Dadurch kann rein theoretisch das Addon den gesamten Browserverlauf analysieren und übertragen. Anlass genug, sich mal intensiver mit der Adblocker-Frage zu befassen.
Bislang hatte ich mich nämlich nicht näher mit den Werbeblockern in Safari befasst, sondern sie eher als Lieferanten von Blockerlisten für die Safari-Blocking-API betrachtet. Im direkten Vergleich verschiedener Apps fiel jedoch auf, dass neben den Blocklisten für die Blocking-API von Safari auch andere Lösungen wie AdGuard für Safari oder Wipr zusätzliche Erweiterungen installieren. Diese analysieren den gesamten Browserverlauf und könnten ihn an die Entwickler übermitteln. Das ist notwendig, um die Limitationen der Blocking-API von Apple zu umgehen. Deaktiviert man diese zusätzliche Erweiterung, wird die Nutzererfahrung deutlich eingeschränkt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die App-Anbieter dies auch tun, stellt aber ein grundsätzliches Risiko dar. Zumal der Browserverlauf für viele Menschen sicherlich besonders schützenswert ist.
Damit ist man auch in diesem Bereich bei der Vertrauensfrage. Bislang habe ich immer auf AdGuard für Safari gesetzt, das kostenlos ist und gute Ergebnisse liefert. Die Firma hinter AdGuard ist jedoch reichlich dubios. Das ist keine neue Erkenntnis, aber immer wenn ich mich kritisch damit auseinander setze, bleibt ein ungutes Gefühl. Ursprünglich ein russisches Entwicklerteam, hat man den Geschäftssitz im Angesicht der Sanktionen gegen Russland wegen seines Angriffskrieges gegen die Ukraine noch schnell in die EU verlegt und hat nun eine Geschäftsadresse auf Zypern. Ein Oligarchenparadies und üblicher Ort für russische Briefkastenfirmen.
Im Internet ist insbesondere in einigen Reddit-Kanälen ein richtiger Glaubenskrieg entbrannt zwischen Nutzern von Wipr und solchen von AdGuard. Letztere scheinen Unterstützung von Bots und Trollen zu erhalten. Jedenfalls finden sich ähnliche Argumentationsmuster immer und immer wieder. Ein übliches Zeichen von Desinformationskampagnen und bessert nicht unbedingt mein Gefühl. (Beispiele bitte selbst über die Suchmaschine der Wahl suchen)
Letztlich gibt es aktuell vier gute Adblocker für Safari:
- uBlock Origin Lite: Nutzt nicht die Blocking-API, aber hat einen bekannten vertrauenswürdigen Entwickler. Das Produkt ist aber durch Manifest v3 beschränkt in seinem Umfang.
- AdGuard: Kostenlos mit guten Ergebnissen. Ob man der Firma genug vertraut, um eine Extension zu installieren, die potenziell den Verlauf mitschneiden kann (was nicht heißt, das sie es tut!) muss sich jeder selbst überlegen. Das gilt aber auch für die AdGuard-DNS-Server in anderen Produkten.
- wipr: Indie-Entwickler mit einer gut funktionierenden Lösung ohne größere Konfigurationsmöglichkeiten.
- 1Blocker: Teures Produkt mit Abo, aber sehr effektiver Werbeblocker mit guten Bewertungen.
Welche Lösung man wählt, hängt von der Bereitschaft ab, zu bezahlen, und davon, wem man wie viel vertraut. Alle vier Anbieter installieren eine App, die technisch bedingt den Browserverlauf mitschneiden kann. Festzuhalten ist vor allem eines: Trotz Apples Blocking-API ist es nicht völlig egal, welchen Blocker man einsetzt.
Zusätzlich kann man eine Lösung wie Little Snitch oder Little Snitch Mini nutzen, das per Blocklisten Tracking in anderen Apps blockiert.