Apples Aktivierungssperre im Fokus – Viel Wirbel um nichts

Vergangene Woche wurde mal wieder eine Sau durch das mediale IT-Nachrichtendorf getrieben und hat es dann sogar bis in die Mainstream-Medien geschafft. Bis heute frage ich mich, wo der Neuigkeitswert liegen soll. Es geht um die Aktivierungssperre bzw. den Diebstahlschutz bei Apple-Hardware.

Im Kern geht es um den Diebstahlschutz von Apple, der in den T2-Sicherheitschip oder direkt in den neuen M-Chip integriert ist. Der Sicherheitschip hat eine ganze Menge Funktionen und sorgt unter anderem dafür, dass gestohlene Geräte für den Dieb nutzlos sind. Diese Sperre greift, wenn Apple-Anwender die “Wo ist?”-Funktion verwenden. Vereinfacht gesagt, wird das Gerät mit der Apple-ID verknüpft. Dies ist reversibel. Will man sein Gerät verkaufen, muss man nur den Schritten folgen, die Apple selbst auf seiner Website beschreibt. Tut man das nicht, ist das verkaufte Gerät nutzlos – weil an die Apple-ID des Vorbesitzers gebunden. „Works as intended“ würde ich sagen. Ende der Geschichte.

Nicht aber, wenn man auf Klickzahlen zur Monetarisierung angewiesen ist und deshalb regelmäßig Clickbait generieren muss. Den Anfang machte diese Story beim “Qualitätsmagazin” Vice mit der brillanten Überschrift “Perfectly Good MacBooks From 2020 Are Being Sold for Scrap Because of Activation Lock”. Das griff dann gleich Golem auf und schob den Nachhaltigkeitsaspekt hinterher. Der dort kolportierte Lösungsvorschlag ist absurd. Die Diebstahlsicherung mit einer Hintertür zu versehen, die es Apple erlaubt, die vom Nutzer vorgenommene Kopplung mit seiner Apple-ID zu lösen, wäre keine Verbesserung, sondern eine Verschlechterung. Heise bringt zwar eine sachliche Meldung, sorgt aber mit einer reißerischen Überschrift für den notwendigen Spin. Prompt läuft der Kommentarbereich voll: Klickziel erreicht. Wer es etwas ausführlicher möchte und vielleicht auch etwas lernen will, kann bei der ZEIT nachlesen. Dort wird das ganze Thema auch eingeordnet und erläutert, warum Apple daran kaum etwas ändern dürfte. Den Artikel dort zu verfassen hat sicher auch keinen Tag gedauert. Aber diese Mühe macht sich im IT-News-Land ja schon lange niemand mehr.

Kurzum: Hier gibt es nichts zu sehen. Es gibt einen Diebstahlschutz, der funktioniert wie gewünscht. Wer sein Gerät verkaufen möchte, muss diesen vorher ordnungsgemäß deaktivieren, der Käufer das nach Erwerb sofort prüfen. Firmen, die große Mengen abstoßen und Refurbisher haben ein bisschen mehr Arbeit.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. ‘”Works as intended“ würde ich sagen. Ende der Geschichte.’

    Das ist aber auch nur das Ende der Geschichte, wenn man es halt für das Ende der Geschichte halten möchte.

    Man kann einen Diebstahlschutz, der einen bestimmten Anteil an voll funktionsfähiger Hochwertelektronik faktisch in Elektroschrott verwandelt halt auch richtig, richtig beschissen und problematisch finden. Das halte ich für einen vollkommen legitimen Ansatz.
    Das Argument, dass das Problem theoretisch zu umgehen wäre, wenn jeder Verkäufer achtsam wäre, bleibt dabei halt eben ein rein theoretisches. Praktisch wird es schlicht nicht passieren wird.

    Und nur darauf zu zeigen, dass Software und Hardware funktionieren, wie es vorgesehen ist, kann man auch zu kurz gegriffen finden. Ein Smartphone, dass nach einem Jahr keine Uodates mehr erhält und sich nich mit anderer Software bespielen lässt, funktioniert auch “as intended”. Ob wir uns deswegen damit zufrieden geben sollten, ist wiederum eine ganz andere Frage.
    Letztendlich ist das vor allem eine Perspektivfrage. Verfolgt man einen durchweg individualliberalen Ansatz nachdem Hersteller und Besitzer mit ihren Geräten machen können, wie sie wollen oder meint man, dass sich das Ganze trotz eigener Freiheit in bestimmten Grenzen bewegen sollte, die aus gesellschaftlicher Sicht sinnvoll sind. So müssen faktisch Hersteller bzgl Garantie und Gewährleistung von Funktion ja auch bestimmte Vorgaben erfüllen und auch ein Besitzer kann nicht vollends mit dem Gerät machen, was er will, ist zum Beispiel zur ordnungsgemäßen Entsorgung des Altgeräts verpflichtet.
    Solange man den Grundsatz von “Freiheit in gesellschaftskonformen Grenzeb” teilt, kann man es aber eigentlich nicht mehr als “Ende der Geschichte” abspeisen, weil zumindest die Diskussion, ob es nun wirklich das Ende sein darf, eine vollkommen legitime ist, selbst wenn an deren Ende dann doch die Schlussfolgerung steht, dass der Diebstahlschutz wie konzipiert vertretbar ist.

  2. “Man kann einen Diebstahlschutz, der einen bestimmten Anteil an voll funktionsfähiger Hochwertelektronik faktisch in Elektroschrott verwandelt halt auch richtig, richtig beschissen und problematisch finden. Das halte ich für einen vollkommen legitimen Ansatz.
    Das Argument, dass das Problem theoretisch zu umgehen wäre, wenn jeder Verkäufer achtsam wäre, bleibt dabei halt eben ein rein theoretisches. Praktisch wird es schlicht nicht passieren wird.”

    Aha, warum nicht?

    Wenn ich mein Gerät mit BIOS PW verkaufe, würde sich der Käufer auch bei mir beschweren und das Gerät zurückschicken. Genau dasselbe macht ein Käufer eines gesperrten MacBooks. Wer das nicht kann, weil er auf dubiosen Plattformen gekauft hat oder wer als Refurbisher so unprofessionell war, das nicht zu bedenken, hat andere Probleme. Hier wird etwas medial aufgeblasen, weil man damit Apple angreifen kann und Klickzahlen generiert. “Apple”, “geschlossen”, “Umwelt” und dann noch das Thema “festgelegtes Ablaufdatum” reichen, um die Leute zu triggern. Das ist so vorhersehbar.

    • Zu sagen “Wer das nicht kann, hat andere Probleme” Ist keine Widerlegung von “Es wird schlicht nicht passieren, dass das jeder richtig macht”.
      Du hast damit ganz offensichtlich schon anerkannt, dass es passieren wird, stempelst es dann aber mit einer Schuldzuweisung von “dann sind die (Weiter-)Verkäufer halt selbst schuld” ab. (Womit du es dir finde ich auch etwas zu einfach machst)

      Inwiefern das für mein Argument, dass Apples Maßnahme rein faktisch nun einmal zu Wertverlust und vermeidbarem Elektroschrott auch außerhalb von Diebstahlszenarien oder wissentlichen Verschulden führen wird, von Belang sein soll, erschließt sich mir nicht. Genauso wie ich den Vergleich mit dem BIOS-Passwort nicht verstehe, da ein solches meinen Kenntnissen nach eben gerade nicht zu so etwas führt, sondern lediglich einen Mehraufwand zur Wiederherstellung des Geräts bedeutet.

      Das kann man in letzter Instanz vielleicht für irrelevant oder vertretbar im Vergleich zum gewonnenen Nutzen halten (tue ich tendenziell nicht, da ich den gewonnenen Nutzen für relativ minimal halte), aber man kann es halt auch aus guten Gründen nicht. Weswegen das Abkanzeln der Diskussion als unnütz oder aufgeblasen mMn halt nicht wirklich gegeben ist. Zumal sich deine Argumente ja auch nur auf “ist halt so”, “macht halt, was es soll” und “selbst schuld” beschränken, was den von dir kritisierten Diskussionsbeiträgen jetzt auch nicht so weit voraus ist.

      • “Du hast damit ganz offensichtlich schon anerkannt, dass es passieren wird, stempelst es dann aber mit einer Schuldzuweisung von „dann sind die (Weiter-)Verkäufer halt selbst schuld“ ab. (Womit du es dir finde ich auch etwas zu einfach machst)”
        Natürlich passiert das. Manche erwerben auch Gebrauchtwagen und vergessen sich die Papiere geben zu lassen. Wo Menschen am Werk sind, ist alles möglich. 🙂 Warum ist aber eine Firma Schuld, wenn Käufer und Verkäufer naiv oder schludrig sind? Die Funktion ist nicht neu und sehr gut dokumentiert. Im schlimmsten Fall schickt man das Gerät nochmal hin- und her. Setzt natürlich voraus, dass es sich wirklich um einen Gebrauchtverkauf handelt und nicht um ein “vom LKW gefallenes” Gerät.

        “Genauso wie ich den Vergleich mit dem BIOS-Passwort nicht verstehe, da ein solches meinen Kenntnissen nach eben gerade nicht zu so etwas führt, sondern lediglich einen Mehraufwand zur Wiederherstellung des Geräts bedeutet”
        Na dann viel Spaß bei der Wiederherstellung eines Geräts, dessen BIOS Passwort du nicht kennst. Ja man kann es knacken, aber das übersteigt die technische Fähigkeit der meisten Menschen. BIOS-Passwörter wurden noch nie auf Golem oder Heise kritisiert. Vermutlich weil man dann nicht “Apple” rufen kann. 😉

        “tue ich tendenziell nicht, da ich den gewonnenen Nutzen für relativ minimal halte”
        Ich finde eine funktionierende und wirksame Diebstahlsperre bei mobilen Geräten wie Notebooks oder Smartphones ziemlich nützlich. Ich vermisse das bei meinem AOSP Android und meinem Linux sehr oft. Ebenso wie die Möglichkeit zur Fernlöschung bei Geräteverlust. Wieso findest du den Nutzen minimal? Als die Funktion um 2015 herum eingeführt wurde, gab es wohl auch signifikante Rückgänge beim Diebstahl von Apple-Geräten, weil Diebe halt wussten, dass die Geräte nichts einbringen. Aber das ist ja nur ein Nebeneffekt.

  3. Wo ist denn das Problem, sich beim Ankauf der Geräte die Deaktivierung der Aktivierungssperre zusichern zu lassen? Ist sie noch aktiv, wird entsprechend weniger gezahlt.

    • Das Problem ist nirgendwo, außer du findest alles was von Apple kommt so scheiße, dass du jede argumentativ denkbare Verrenkung machst, um das an den Haaren herbei zu ziehen. Oder bist ein IT-Medium im Sinkflug und bettelst verzweifelt um jeden Leser, jede Anzeige und jeden Klick.

  4. ich denke auch, dass hier eher Apple Bashing betrieben wird…

    Natürlich kann man Anführen, dass ein Android in Händen eines technisch-unaffinen Verkäufers dem Käufer weniger Ärger bringen kann, als ein Apple Gerät..
    .und das hierdurch dann tendenziell mehr Elektroschrott entsteht. Aber hier sehe ich die Handelspartner in der Verantwortung und nicht den Hersteller. Als Plus schützt Apple damit auch seine Kunden vor sich selbst 😉

    Tipp am Rande… Ich würde mir bei Android (speziell ohne Google Dienste) auch einen zuverlässigen Diebstahlschutz wünschen. Die @F-Droid verfügbare App “Find my device” zusammen mit einer Zwangslöschung bei x-Fehlanmeldungen mittels “Locker” deckt hier einiges ab, aber ist nicht perfekt.

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