Die Entscheidung von Mozilla den RSS Support aus Firefox zu entfernen hat den Fokus wieder auf diese Technologie gerichtet. Nicht nur Fachmedien berichteten, sondern sogar die Süddeutsche Zeitung widmete RSS einen Artikel. Das ist nachvollziehbar, denn RSS bietet die Lösung für viele gegenwärtige Probleme und fristet zu Unrecht ein Schattendasein.
Bisher fand sich hier im Blog nie ein Artikel zu RSS. Die Ursache dafür ist banal. RSS gehört zu den Basistechnologien des Internets, der RSS-Reader auf hiesigen Systemen ist zusammen mit dem Browser das meist genutzte Werkzeug. Die Vorstellung, dass viele RSS durch Facebook und Twitter ersetzt haben oder zukünftig ersetzen könnten erschien auch aufgrund der Zielgruppe absurd. Nachdem die Technologie nun aber derart unter Druck gerät müssen ein paar Worte dazu sein.
RSS steht für ein – man muss es leider inzwischen so nennen – veraltetes Internet. Damals entschieden Anwender noch selbst was sie lesen wollen und wem sie folgen. Eine Feedsammlung entsteht durch eigene Arbeit und durch bewusste Abonnement-Entscheidungen. Natürlich erzeugen auch per RSS Filterblasen, aber diese unterliegen der Kontrolle des Anwenders, der die Sammlung erstellt und pflegt. Jedem reflektiert handelnden RSS-Nutzer ist klar, dass er nicht die Gesamtheit der Informationen abonniert hat. Zudem folgt man dem Angebot eines Anbieters, der auch mal abweichende Artikel veröffentlichen kann. Ähnlich wie bei einem Zeitungsabonnement stößt man auch mal auf Artikel, die der eigenen Meinung zuwider laufen.
Heute möchten sich viele Anwender nicht mehr diese Mühe machen. Sie bekommen in den sozialen Medien Informationen auf Basis ihrer Präferenzen und auf Grundlage der Algorithmen serviert. Individuelle Ausbrüche sind nicht vorgesehen, es entsteht im Extremfall ein geschlossenes Medienbild, das in sich kohärent ist. Nebenbei (oder als eigentliches Hauptprodukt?) erzeugen die Anwender umfangreiche Daten über ihre Lese- und Interaktionsgewohnheiten, sowohl inhaltlich, als auch im Metadaten-Bereich.
RSS bietet das nicht – jedenfalls sofern man auf Dienste wie Feedly & Co verzichtet. Der lokale Reader teilt seine Daten mit niemandem und sofern man einen selbst gehosteten serverbasierten RSS-Reader, wie den von Nextcloud oder Tiny Tiny RSS, nutzt fallen noch nicht mal bei den Webseitenbetreibern sinnvolle Metadaten an. Die Programmen synchronisieren sich schließlich in einem festgelegten Zeitintervall und unabhängig davon, ob man gerade den Inhalten folgt oder nicht.
Natürlich ist RSS nicht tot, aber Chrome und seine Derivate haben es bereits verbannt, demnächst folgt Firefox. Möglicherweise bieten Internetseiten dann zukünftig keine Feeds mehr, wenn beide großen Browser diese nicht mehr darstellen können. Letztlich hängt es vermutlich erheblich davon ab, ob WordPress weiterhin RSS anbietet. So lange dies der Fall ist werden die meisten Webseitenbetreiber wissentlich oder unwissentlich ihre Artikel per RSS Feed verbreiten.