Tschüß BlackBerry – Hallo iPhone

Circa zwei Jahre ist es her, dass ich zu einem BlackBerry Classic griff. Von all den Smartphones die ich in den vergangenen Jahren mein Eigen nennen konnte, bin ich mit diesem Gerät definitiv am glücklichsten gewesen. Leider hat BlackBerry aber auch so ziemlich alles falsch gemacht, was man als Firma falsch machen kann. Trends verschlafen, dann zu zögerlich und nur noch halbherzig reagiert und schließlich in Nokia’esker Verzweiflung das Betriebssystem der Konkurrenz übernommen.

Viele Dienstanbieter kehren BlackyBerry nun den Rücken und spätestens 2018 ist auch offiziell Schluss mit der Unterstützung. Zeit also für etwas neues, so gerne ich das Classic auch noch weiter verwendet oder einen Nachfolger erworben hätte.

Monokulturen im Smartphonesektor

Der Smartphonesektor ist leider inzwischen eine Monokultur und gleicht damit unter anderen Vorzeichen dem klassischen PC-Markt. Den mit Abstand größten Marktanteil hat Googles Android, gefolgt von Apples iOS. Alles andere subsummiert man unter „ferner liefen“. Bei der Entscheidung zu Gunsten von BlackBerry schrieb ich damals:

Grundsätzlich wäre Open Source auch im mobilen Bereich wünschenswert und es gibt dort zur Zeit auch einige sehr interessante Projekte. Das aus den letzten Zuckungen Nokias hervorgegangene Jolla mit SailfishOS ist sicherlich die am weitesten entwickelte Alternative. […] Ubuntu Touch und Plasma Mobile sind zwei weitere hochinteressante Projekt im mobilen Bereich. Leider haben sowohl Canonical, als auch die Community rund um die Linux-Desktopumgebungen das Thema „mobile“ viel zu spät aufgegriffen. Während Canonical so mutig war sein System schon auf den Markt zu werfen, sagt KDE selbst, dass sein System frühestens in ein, zwei Jahren marktreif ist. Gegenwärtig sind beide Systeme keine wirkliche Alternative, jedenfalls nicht für das primäre Gerät.

Zwei Jahre später hat sich bei SailfishOS und Plasma Mobile wenig bis nichts getan und Canonical hat als Marktteilnehmer aufgegeben. Neue Systeme sind kaum hinzugekommen.

Googles Android war schon damals keine wirkliche Alternative und ist es heute auch nicht. Die vorinstallierten Herstellervarianten sind mit vorinstallierten und nicht einfach löschbarer Crapware zugemüllt, Google baut gleichzeitig immer mehr proprietären Dienste ein und pures AOSP ohne Play Store/Services hat den Funktionsumfang eines besseren Featurephones (Android – Keine sichere Alternative!). Es ist zudem leider immer noch noch nicht ganz klar was beim „rooten“ mit Garantie bzw. Gewährleistung passiert – auch wenn hier jetzt keine Horrorszenarien verbreitet werden sollen.

Hinzu kommen sehr subjektive Gründe. Der Trend hin zu immer größeren Displays entspricht nicht meinen Nutzungsgewohnheiten und Wünschen. Gleichzeitig sind Android-Systeme mit kleinen Displays oft leistungsmäßig im Low-Budget-Bereich angesiedelt.

Open Source ist zwar immer noch wünschenswert, aber keine Grundvoraussetzung für mich mehr, da auch auf dem Desktop im vergangenen Jahr Linux macOS weichen musste (Ein Apfel in der Antarktis & Mein Abschied von Linux auf dem Desktop).

Vertrauensfrage

Letztlich hat man also nur die Wahl zwischen Android und iOS. Die sicherste Variante ist hier vermutlich ein gerootetes Android-Smartphone, das mit einer Custom Rom wie LineageOS ausgestattet wird und auf Google Dienste gänzlich verzichtet. Sofern dies nicht möglich ist wird das Thema zur Vertrauensfrage.

Open Source-Aktivisten würden in Fragen der Sicherheit hier Android aufgrund seines offenen Quellcodes im Vorteil sehen. Dagegen kann man jedoch auch erhebliche Bedenken haben (Android – Keine sichere Alternative!). Android hat neben einigen hochproblematische Bibliotheken, die immer wieder für Schwachstellen verantwortlich sind, immer noch erhebliche Probleme im Bereich der Sicherheitsupdates. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass auch „Experten“ (und nicht nur die) regelmäßige Updates als zentralen Sicherheitsbaustein begreifen ist das ein eigentlich nicht hinnehmbares Defizit. Selbst die Pixel- und Nexus-Smartphones verfügen lediglich über Supportzeiträume von etwa zwei bis drei Jahren.

Apples iOS ist hingegen hochgradig geschlossen. Daher kann niemand ganz sicher sein was das System im Hintergrund macht – etwas was Open Source-Aktivisten natürlich als grundsätzliche Schwäche auslegen. Ein Problem, dass sich nicht ganz von der Hand weisen lässt. Auch hier gibt es natürlich immer wieder Sicherheitslücken, aber Geräte werden relativ lange mit Updates versorgt. Ausgehend von fehlenden Skandalen im Sicherheitsbereich in der Vergangenheit und dem neuen differential privacy Konzept für die Zukunft (Kommentar: Apple zwischen Datenschutz und technischen Trends) sollte man iOS deshalb nicht von vornherein ausschließen.

Welcher Firma mißtraut man hier weniger (Vertrauen wäre wirklich zu viel verlangt!)? Apple hat sich in der Vergangenheit stärker in Richtung Datenschutz bewegt. Mit dem Ansatz differential privacy und der Abwehr staatlicher Entschlüsselungsanforderungen möchte man die datenschutz-affine Zielgruppe für sich gewinnen. Googles Geschäftsmodell beruht dagegen immer noch primär auf zielgruppenorientierter Werbung. Android ist hier ein Vehikel um möglichst nah am potenziellen Kunden und für die Trends der Zukunft gut aufgestellt zu sein.

Wenn man mich also vor der Wahl zwischen Apple und Google stellt, nehme ich tatsächlich Apple und habe deshalb auch zu einem iPhone SE gegriffen. Es gibt dazu zahllose Testberichte, Unboxing-Videos etc. pp., daher soll hier auf redundante Informationen verzichten werden. Es ist halt verhältnismäßig preiswert, hat halbwegs potente Hardware und ist vor allem ziemlich klein.

Sehnsucht nach einer Hardwaretastatur

BlackBerry war zwar am Schluss heruntergewirtschaftet. Nicht nur die Firma glänzte mit Tatenlosigkeit, auch das semi-offiziell abgekündigte Betriebssystem hatte nur noch ein weitestgehend totes App-Ökosystem. Das ist bei Apple natürlich deutlich besser.

Auch wenn der Kauf gut überlegt war, vermisst man doch den langjährigen treuen Begleiter. Die echte Tastatur ist einem Touch-Gewische deutlich überlegen, Hardwaretasten für Anrufannahme und Auflegen erleichterten die Bedienungen, die Funktionen der Software im Profibereich sind unübertroffen und die Akkulaufzeit war auch besser.

Man merkt iOS außerdem an, dass es seit Jahren organisch wächst und keine grundlegende Überarbeitung erfahren hat. Die Systematik in den Systemeinstellungen erschließt sich einem nicht sofort und die Geschlossenheit des Systems (es gibt nicht mal einen Dateimanager) macht die Arbeit manchmal mühsam.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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