Tracking – Der individuelle Fingerabdruck im Netz

Tracking (dt. Verfolgung, Spurbildung) bezeichnet im Allgemeinen die systematische Überwachung der Internetaktivitäten einer Person mit dem Ziel, ein möglichst vollständiges Profil dieser Aktivitäten zu erstellen. Ziel ist es meist, diese Aktivitäten über Webseiten hinweg verfolgen zu können.

Tracking ist trotz der verstärkten Berichterstattung in den letzten Jahren eine weit unterschätzte Gefahr. Viel mehr Menschen glauben an obskure Abhörmethoden via Mikrofon oder Kamera als an die Macht systematischer Datensammlung. Die Diskussion um persönliche Daten und Anonymität im Internet reduziert sich schnell auf die IP-Adresse. Das ist zwar nicht falsch, zumal IP-Adressen in der deutschen Rechtsprechung zu den personenbezogenen Daten gezählt werden. Die Reduzierung auf IP-Adressen vereinfacht die Diskussion aber unzulässig und verleitet auch zu falschen Schutzmaßnahmen. Für staatliche Ermittlungsbehörden mögen IP-Adressen nach wie vor eine wichtige Rolle spielen. In der IT-Wirtschaft ist man beim Tracking von Nutzern jedoch schon einige Schritte weiter.

Die großen Tracking- und Werbenetzwerke verwenden technische Methoden, die meist für andere Zwecke entwickelt wurden (z.B. Cookies oder JavaScript). Daher ist es prinzipiell möglich, das Tracking durch technische Gegenmaßnahmen im Browser zu unterbinden. Besonders umfangreich sind die Möglichkeiten bei Mozilla Firefox, weshalb nach Möglichkeit dieser Browser verwendet werden sollte. Für Apple-Kunden bietet sich auch Safari an, da Apple hier seit einiger Zeit einige Maßnahmen gegen Tracking umsetzt und man auch hier noch einige Verbesserungen vornehmen kann. Von Browsern, die in direktem Zusammenhang mit großen Werbefirmen stehen, sollte Abstand genommen werden. Dies betrifft insbesondere Chrome/Chromium.

Tracking-Methoden

Das Tracking ist ein vielfältiges und sich ständig weiterentwickelndes Phänomen, das auf verschiedenen Technologien beruht. Alte Mechanismen werden immer noch verwendet, obwohl neue Lösungen entwickelt werden. Die Basis für Tracking sind oft noch normale Cookies. Diese ermöglichen je nach Verwendung eine Wiedererkennung und Verfolgung über das Internet. Da die Browserhersteller Third-Party-Cookies immer weiter einschränken und auch First-Party-Cookies durch zeitliche Beschränkungen immer mehr unter Druck geraten, geht die Tracking-Industrie zunehmend zum so genannten Fingerprinting über.

IP-Adressen sind nur ein kleiner Teil des digitalen Fingerabdrucks, den wir hinterlassen, wenn wir uns im Netz bewegen. Folgende Informationen übermittelt ein Browser in der Regel und erzeugt damit unter anderem einen individuellen Fingerabdruck

  • IP
  • Land
  • Standort
  • Netzbetreiber
  • Cookies zugelassen oder nicht
  • Herkunft (Referrer)
  • Bevorzugte Sprache(n)
  • Do-Not-Track aktiviert oder nicht
  • Javascript aktiviert oder nicht
  • Zugelassene Plugins
  • Betriebssystemtyp und -version
  • Bildschirm- und Fensterauflösung
  • Browsertyp und -version
  • und vieles mehr….

Nur sehr wenige Nutzer sind hier mit den gleichen Einstellungen unterwegs, was den Fingerabdruck nahezu einzigartig macht.

Dies ist jedoch nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. Die Maßnahmen zur Verfolgung von Nutzern über Geräte und Websites hinweg sind viel weitreichender. Experimentelle Super- und Evercookies nutzen eigentlich sinnvolle Funktionen aus, um sich tief im System einzunisten. Verbreiteter als diese weitreichenden experimentellen Funktionen dürfte derzeit Canvas-Fingerprinting sein. Wer viel mit dem Tor-Browser-Bundle unterwegs ist, bekommt regelmäßig Warnungen vor dieser Tracking-Methode präsentiert. Hinzu kommen gewöhnliche Zählpixel, die bereits seit vielen Jahren im Einsatz sind. Darüber hinaus gibt es Dutzende von Funktionen, die derzeit noch experimentell sind und an denen gearbeitet wird.

Die zunehmende Unterbindung von Third-Party-Cookies und anderen Tracking-Mechanismen durch Software-Anbieter wie Apple setzt Werbetreibende unter Druck. Google plant daher für die Zukunft eine Abkehr vom klassischen Individualtracking hin zu einer browserbasierten Gruppierung in verschiedene Zielgruppen. Ob damit die Privatsphäre der Nutzer besser geschützt wird, darf bezweifelt werden. Gegen solche Maßnahmen hilft vorerst nur ein Wechsel des Browsers.

Tracking-Schutz ist ein permanenter Wettlauf zwischen der Werbeindustrie und den Anwendern.