Passwortmanager – Vielfältige und starke Kennwörter

Passwortmanager sollten zur Grundausstattung jedes digital tätigen Menschen gehören. Das Prinzip der meisten Passwortmanager ist einfach. Mittels eines zentralen Passworts, das man sich merken muss, lässt sich eine Datenbank entschlüsseln in der die individuellen Passwörter für zahllose Dienste hinterlegt sind. Dadurch kann man einerseits sehr komplexe Passwörter nutzen und andererseits für jeden Dienst ein eigenes anlegen.

Passwortmanager schrecken auf den ersten Blick ab. Insbesondere die Vorstellung alle Passwörter gesammelt an einem Ort aufzubewahren behagt vielen erst einmal nicht. Zumal viele die Losung verinnerlicht haben, Passwörter niemals irgendwo zu notieren. Die Vorteile überwiegen jedoch definitiv die theoretischen Risiken. Kaum ein anderes System gewährleistet die Verwendung eines separaten Passworts für jeden Dienst, das theoretisch eine unbegrenzte Länge aufweist, unter Verwendung aller möglichen Zeichen. Dadurch schützt man sich erstens gegen Bruteforce-Angriffe und zweitens gegen Datendiebstähle, wie sie in der Vergangenheit bei vielen großen Dienstleistern vorgekommen sind. Schließlich gilt das entwendete Passwort nur für den gehackten Dienst.

Manche sehen in Passwörtern ein gescheitertes System und verweisen auf die jüngsten Errungenschaften biometrischer Authentifizierung. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, da biometrische Merkmale nicht so sicher sind, wie sie dargestellt werden (siehe: (Un-)Sicherheit per Fingerabdruck)

Große Auswahl – viel Mist!

Weil Passwortmanager derart beliebt sind, gibt es unzählige verschiedene Anbieter auf den diversen Plattformen. Die einzelnen Programme werben mit unterschiedlichen Komfortfunktionen und diversen Preismodellen. Der letzte Schrei sind Abomodelle und Cloudsynchronisation. Zwei Funktionen von denen man tunlichst die Finger lassen sollte.

Eine Passwortdatenbank beinhaltet den Zugang zum kompletten digitalen Leben, man sollte sich also niemals an einen Anbieter ketten, schon gar nicht wenn dieser regelmäßige Zahlungen erfordert. Sofern ein proprietäres Programm zum Einsatz kommt muss also auf standardisierte Exportformate wie z. B. eine CSV-Datei geachtet werden.

Cloudsynchronisation ist zudem ein absolutes Unding. Verbunden mit dem Versprechen der sicheren Verschlüsselung will man die Faulheit des Anwenders bedienen. Der Anwender sollte jedoch bedenken, dass jede Verschlüsselung nur für den Moment sicher ist (und eventuell nicht mal das), aber zukünftig gebrochen werden könnte. Ist die Datenbank einmal in der Cloud, verliert man die Kontrolle darüber. Sollte die Verschlüsselung mal gebrochen werden verliert man die Kontrolle über sein digitales Ich, denn kaum jemand ändert seine Passwörter mehrmals im Jahr. Selbst alte Datenbanken dürften noch einen Bestand aktiver Passwörter beinhalten. Verliert man zudem die Kontrolle über die Datenbank, kann ein potenzieller Angreifer beliebig viel Zeit in das Brechen der Verschlüsselung investieren. Rechenleistung und Zeit sind zwei grundsätzliche Feinde jeder Verschlüsselung.

Der gleiche Vorbehalt gilt gegenüber Onlinediensten zur Passwortverwaltung, da man sich damit in die Hände eines Anbieters begibt und ihm unangebracht viel Vertrauen entgegen bringt. Wer so etwas nutzt kann auch gleich dem seriös wirkenden Anzugträger auf der Parkbank seine Geldbörse zur Aufbewahrung aushändigen. Es ist immer erstaunlich wie viel Quatsch Menschen tun, sobald sie vor einem Bildschirm sitzen. Dinge vor denen sie im Alltag sofort zurückschrecken würden.

Open Source & Interoperabilität

Es gibt einige Nischenlösungen, die durchaus ihren Sinn haben (siehe: Passwörter mit QtPass / pass verwalten). Hierbei sollte man immer darauf achten, dass entweder Standards genutzt werden – pass verwendet OpenPGP – oder klare Spezifikationen vorliegen. Ansonsten läuft man Gefahr eine Insellösung zu nutzen, die sich zur Sackgasse entwickeln kann.

Die beste gegenwärtige verfügbare Lösung ist dabei KeePass. Die KBX-Datenbanken sind dokumentiert und erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Community hat deshalb für jede verfügbare Plattform Anwendungen entwickelt und die Wahrscheinlichkeit, dass man seine Datenbank irgendwann nicht mehr öffnen kann ist somit gering. Die meisten Anwendungen kosten zudem nichts und erfordern auf jeden Fall kein Abosystem.

Die Windows-Anwendung basiert auf .NET und kommt direkt von den KeePass-Machern. Unter Linux dominierte lange das Qt-basierte KeePassX, dessen Entwicklung aber in den letzten Jahren vor allem durch Langsamkeit gekennzeichnet war. Mit KeePassXC steht nun ein aktiv entwickelter Fork zur Verfügung. Für MacOS gibt es mit Kypass sowohl eine Lösung im App Store, als auch mit MacPass eine Open Source-Lösung auf GitHub. Android und iOS werden mit zahllosen Apps bedient, wobei für iOS MiniKeePass heraussticht und für Android das etwas angestaubte KeePassDroid.

Der Funktionsumfang variierte je nach Plattform etwas, das kann z.B. Bereiche wie Autotype etc. umfassen. KeePass speichert die Passwörter in Datenbanken mit der Dateiendung .kbx. Diese Datenbanken können dann manuell auf die verschiedenen Systeme übertragen werden. Da man Passwörter meist nicht tagtäglich wechselt ist der Aufwand auch zu verschmerzen und man muss seine Daten nicht in die Cloud legen.

Alternativ kann man auch die Basisfunktionen des Systems nutzen. Die meisten Linux-Desktopumgebungen, aber auch macOS verfügen über eine integrierte Passwortverwaltung. Diese Lösungen eignen sich jedoch nur, wenn man sich in einem homogenen Umfeld bewegt und sind funktional stark beschränkt. Hier droht die eingangs erwähnte Sackgasse.

Grenzen des Systems

Das System stößt jedoch auch an Grenzen. Das Passwort für das System und das Hauptkenntwort für die KeePass-Datenbank muss man sich weiterhin merken. Hinzu kommen Dienste, die man oft von unterwegs aufruft, wenn man seine Passwortdatenbank nicht zur Hand hat. Hier ist man weiterhin auf ein gutes Gedächtnis angewiesen. Im Idealfall verfügen die Dienste jedoch über eine Zweifaktorauthentifizierung, die ein wenig die Risiken schwächerer Passwörter abfängt.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.

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