Linktipp: Firefox about:config Hilfestellung

Anlässlich der Studie der FAU habe ich mir mal wieder meine Firefox-Konfiguration angeschaut, da hier anscheinend wieder Optimierungsbedarf besteht. Die Optimierungsmöglichkeiten in about:config sind vielfältig.

Problematisch finde ich bei vielen populären Hilfeseiten, dass sie verschiedene Dinge vermischen. Da werden Tipps für mehr Privatsphäre mit persönlichen Befindlichkeiten vermischt. Letztere richten sich dann meist gegen neuere Entwicklungen in Firefox, die keine Auswirkungen auf Privatsphäre und Datenschutz haben, sondern aus einer reaktionären Grundhaltung heraus abgelehnt werden.

Zudem wird oft wenig erklärt und die Nutzer bekommen die Katze im Sack und wissen nicht, was sie im Detail verändert haben. Wenn dann etwas nicht mehr funktioniert, stehen sie vor einem Rätsel.

Persönlich empfehle ich daher gerne folgende Seite: arkenfox GUI

Das ist natürlich aufwendiger, als einfach eine user.js von irgendwo zu kopieren, aber man versteht wirklich, was man tut. Die Optionen sind in verschiedene Kategorien eingeteilt, so dass klar zwischen funktionalen Änderungen und Änderungen für die Privatsphäre und den Datenschutz unterschieden werden kann. Außerdem gibt es zu jeder Option eine kurze Erläuterung.

Cruiz
Cruizhttps://curius.de
Moin, meine Name ist Gerrit und ich betreibe diesen Blog seit 2014. Der Schutz der digitalen Identität, die einen immer größeren Raum unseres Ichs einnimmt ist mir ein Herzensanliegen, das ich versuche tagtäglich im Spannungsfeld digitaler Teilhabe und Sicherheit umzusetzen. Die Tipps, Anleitungen, Kommentare und Gedanken hier entspringen den alltäglichen Erfahrungen.
  1. Mir persönlich ist schon vor einiger Zeit die Pflege (Änderungen verfolgen, Aktualisieren, Fehler beheben) meiner user.js zu aufwendig geworden und ich bin auf LibreWolf umgestiegen. Ursprünglich nur als Test geplant bin ich doch hängen geblieben und habe den Browser im täglichen Einsatz.

  2. Als Firefox-Nutzer der ersten Stunde hätte ich nicht gedacht, dass auch ich irgendwann einen Fork (LibreWolf) dem Original vorziehen würde. Leider entwickelt aber Mozilla im Rennen um Marktanteile seinen Browser in eine Richtung, die mir Unbehagen bereitet (und mich wirklich traurig macht). Über die Jahre musste ich immer mehr „Features“ per about:config und später user.js abschalten, was richtig Arbeit und Hirnschmalz kostet. Ich weiß gar nicht, wie viel Zeit ich schon damit versenkt hab, nach Updates veraltete und kaputt gegangene Konfigs wieder ins Lot zu bringen. Teilweise erfolglos.
    LibreWolf ist mir im Auslieferungszustand zwar etwas zu restriktiv konfiguriert, aber erstens habe ich da das Gefühl, dass die Macher nicht in erster Linie ihr eigenes sondern das Wohl der Anwender im Blick haben. Und zweitens macht LibreWolf etwas „zahmer“ zu schalten wesentlich weniger Arbeit als einen Stock Firefox auf ein angemessenes Niveau zu härten und dies dauerhaft am laufen zu halten. Aktuell verteilt sich meine Browser-Nutzung etwa wie folgt:
    70% LibreWolf (leicht entschärft)
    20% Firefox (nahe Werkseinstellungen, teilweise sogar ohne uBlock) für „Problemseiten“, und zum schnellen Rumprobieren (Enwicklerwerkzeuge etc.)
    10% Tor-Browser für Seiten, die ich anonym oder mit einer bestimmten Landes-IP besuchen will
    Mit der Kombination fühle ich mich seit etwa einem Jahr sehr wohl. Der Konfigurationsaufwand hält sich in Grenzen und die Anteile verschieben sich immer weiter von Firefox hin zu LibreWolf.
    Bevor jetzt wieder die Mozilla-Fanboys angerannt kommen: Es ist traurig, dass es diesen Soft-Fork braucht. Mir wärs VIEL lieber, wenn Mozilla noch die selben Ziele verfolgen würde wie früher. Dass wir uns auseinander gelebt haben, liegt nicht an mir. LibreWolf ist aktuell leider der bessere Firefox.

    • Ich finde es immer schwierig zu behaupten, dass sich verändernde eigene Nutzungsgewohnheiten keine Rolle spielen. Zumindest meine Ansprüche an einen Browser sind heute komplett andere als 2010 und meine Erwartungen an Trackingschutz auch. Ich finde es auch total in Ordnung, dass Firefox diese nicht alle standardmäßig umsetzt, weil es doch nur eine kleine Minderheit interessiert und ungewollte Implikationen ja nie ausbleiben. Wo hat Mozilla Firefox denn deiner Meinung nach seine frühere Linie verlassen, was die Aussage rechtfertigt, es liegt nicht an dir?

      • Ich verwende Werbeblocker seit etwa 1999, also länger, als Firefox überhaupt existiert. Kennt noch jemand Webwasher von Siemens? 🙂 Interessanterweise haben sich die Werbetreibenden schon damals über die um sich greifende Gratismentalität der Internetnutzer aufgeregt. Als Firefox 2002 raus kam, war die Integration eines Werbeblockers eins der Hauptargumente für einen Wechsel. Mozilla hat sich damals auch an anderen Stellen sehr um nutzerfreundliche und datensparsame Voreinstellungen bemüht, teilweise auch auf Kosten der Kompatibilität zu IE6 usw. Auch heute noch würde ich ein Mozilla-Produkt blind Google oder Microsoft gegenüber vorziehen, aber da wären so Dinge wie die Unterstützung von Manifest v3, was eindeutig ein Instrument gegen Werbeblocker ist, die Integration diverser Cloud-Funktionen wie Pocket, die komplette Vernachlässigung der Möglichkeit, Mozilla-Sync selbst zu hosten, was früher problemlos möglich war. Diverse Voreinstellungen von Firefox wurden eindeutig im Sinne „kommerzieller Marktteilnehmer“ festgelegt. Das war definitiv nicht immet so und es nervt. Für mehr Beispiele kann man gerne mal die Listen von arkenfox durchgehen, um die sich dieser Artikel dreht. Da ist vieles bei, was Mozilla auch nutzer- und datenschutzfreundlicher konfigurieren könnte, ohne Einschränkungen in der Funktionalität. Sie tun es aber nicht. Wenn man die Pressemitteilungen von Mozilla liest und verfolgt, in welche Projekte die so ihr Geld investieren, bekommt man eine Idee, in welche Richtung der Zug fährt und wo die Prioritäten inzwischen liegen. Wer das lieber auf Deutsch lesen will, kann auch gerne mal bei Soeren Hentzschel vorbei schauen, der einen guten Einblick in strategische Entscheidungen bei Mozilla hat. In dessen Blog-Artikeln und Diskussionsbeiträgen geht es auffällig oft darum, dass Mozilla eine Interessensabwägung zwischen Nutzern und Werbeindustrie machen muss, weil Werbung ja das Internet am Laufen hält blablub… Ich hoffe sehr, dass Mozilla langfristig der Versuchung widerstehen kann, auf den Google-Chromium-Internet-DRM-Zug mit aufzuspringen. Ich hab nur leider wenig Hoffnung.

  3. Ich möchte noch etwas ergänzen:
    In meinen Augen müsste ein ideal vorkonfigurierter Browser für die Masse der Anwender irgendwo zwischen LibreWolf und Firefox liegen. Meinen Eltern (beide 75) würde ich LibreWolf z.B. nicht installieren, weil die schon mit der Verwendung eines Werbeblockers ihre Schwierigkeiten haben. Wer sich aber schon mal ausgiebig über die laxe Standardkonfiguration von Firefox geärgert oder sogar Zeit mit about:config oder user.js verbracht hat, um überflüssige oder sicherheitstechnisch fragwürdige aber per default aktivierte Browser-Features abzuschalten, sollte mal einen Blick auf diesen (Soft-)Fork werfen.

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